Montag, 19. November 2007

Phuket

Thailands Touristendestination Nummer 1. Und dabei sollte ich nicht vergessen Patong zu erwaehnen - der Strandort, wo die jungen Thai-Dinger bei den Europaern Schlange stehen resp. auf den Schoss sitzen (dies bedeutet fuer mich ein Wandel vom Indien-Superstar zu Thailands Teenagerheld a la Take That - wobei sie's offensichtlich auf meinen Po abgesehen haben!).
Ausserhalb von Patong scheint hier aber alles friedlich und geordnet abzulaufen. Anstatt von Verkehrslaerm und Abgasen gefuellten Strassen finde ich saubere, begehbare Trottoirs vor, wo der feine Geschmack von Kokosmilch und Raeucherstaebchen in der Luft liegt. Und es zupft mir nicht immer dauernt jemand an meinem Aermel oder macht wehleidige Gesten und fragt mich nach Geld. Wenn ich die Strasse ueberquere, halten die Autos freiwillig an - glaubt'mir, es ist ein grossartiges Gefuehl sich nicht dauernt um sein eigenes Leben fuerchten zu muessen. Am Platze von aufdringlichen Hallo-Rufen und Which-Country Fragen, erhalte ich zurueckhaltende Sawadee Kha's und ein warmherziges Laecheln.
Nach fast einem halben Jahr reisen kann ich mich zum ersten Mal richtig entspannen. Thailand fuehlt sich jetzt tatsaechlich wie Ferien an! Manche moegen sich jetzt fragen, warum ich dann so viel Zeit in Indien verbracht habe!? Es ist das einmalige Reiseerlebnis in dieser fremden, nach dem Prinzip vom Kaos funktionierenden Welt. Und wenn ich mitten im Verkehrsstau stehe, sich irgendwelche Leute bei mir aufdraengen und ich gleichzeitig die letzte Abzockerei verarbeite sowie versuche meine innere Ruhe und Zufriedenheit zu bewahren, dann gehoert dies fuer mich zum unvergesslichen Erlebnis in Indien. Nebst den kleinen Unannehmlichkeiten hat Indien jedoch ein wahnsinnig breites Angebot von Strand zu den Himalayas, von Hinduismus, ueber Budhismus zum Islam, von Touristenhochburgen zu gottverlassenen Orten, von Forts zu riesen Tempelkomplexen und von Meditations- zu Musikinstrumentenkurse anzubieten. Und ohne die in Indien herrschende mystische Stimmung mit den Sadhus, den heiligen Kuehen, den zahlreichen Brauchtuemern und Zeremonien zu erwaehnen. Allerdings ein halbes Jahr ist genug und ich bin jetzt froh einwenig in Thailand relaxen zu koennen.
See you soon (ab 16. Dez.)!

Sonntag, 18. November 2007

Mumbai

Hier soll meine Indienreise zu Ende gehen. Auf meinen Kurtas haben sich in der Zwischenzeit einige Flecken gesammelt und dessen Farben haben sich schon ein paar mal gewechselt. Am Laerm und dem auf den Strassen herrschenden Chaos haette ich mich fast gewoehnen koennen. Am meisten ermuedet hat mich vermutlich die Aufmerksamkeit die man automatisch auf sich zieht. Aus irgend einem unbekannten Grund macht es die Inder unheimlich Stolz mit einem Westlichen sprechen zu koennen. Folglich versucht jeder, selbst wenn nur ein knappes Hallo in seinem Vokabular vorhanden ist, mit dir zu sprechen. Das klingt ja eigentlich ganz sympatisch. Nur das Problem liegt darin, dass a) die Leute mit genuegend Englischkenntnissen sehr rar anzustreffen sind und diese Leute oft keine Zeit fuer ein Schwaetzchen mit einem Touristen haben und b) es gibt verdammt viele Leute in Indien.
In diesem Sinne geniesse ich meine letzten Tage als Indien-Superstar. Ich habe hier in Mumbai sogar einige Angebote fuer ein Casting eines Bolywoodblasters erhalten - nur leider bin ich fuer die Dreharbeiten terminlich verhindert!
Bye, Bye - incredible India!

Donnerstag, 15. November 2007

Bhuj

Zurueck in Bhuj, dem Ausgangsort fuer's Eingeborenstamm-Gucken. In der Gegend findet man hunderte Doerfen mit verschiedenenVolksstaemmen, welche als Zentrum der Handwerkkunst-Produktion Indiens gelten. Aus Hauptattraktion gelten jedoch die fotoscheuen Stammesfrauen mit ihren bunten Saris und Koerperschmuck von Kopf bis Fuss. Als Haupttrophaee gilt ein Foto von einer Stammesfrau mit Armringen bis in die Achselhoehen und einen Nasenring ueber das Kinn hinaus, welcher aus praktischen Gruenden an einer Haarstraehne nach hinten zum Ohr gebunden wird. Die Strategien fuer die Trophaeenjagt werden unter den Touristen rege ausgetauscht. Die einten versuchen ihr Glueck in entfernten Doerfern und andere stehen im Busbahnhof von Bhuj auf der Lauer.
Rebecka und ich koennen noch keine Trophaee vorweisen. Im Dorf Kotay fanden wir mehr streundende Hunde als Einheimische vor und in Summerraser sahen wir vorallem Maenner im kuehlen Schatten herumhaengen. Ebenfalls die Tipps vom australischen Pensionaer, welcher sich bereits seit einem Monat in der Gegend herumtreibt und uns bei jedem Treffen ueber seine neusten Erfolge berichtet, helfen nicht. Zwar konnten wir schon einige schoene Exemplare in der Marktstrasse von Bhuj erblicken, aber fuer ein Foto hat's jedoch nie gereicht. Wir setzten uns also unsere letzte Chance auf Kharda, ein Dorf bekannt fuer seinen Textildruck. Bereits im Bus machen wir einen Volltreffer - drei verhuellte, vollbeschmueckte Frauen mit einem Baby setzen sich direkt neben uns. Jedoch das Fotografieren wird uns nicht gewaehrt. In Kharda besuchen wir eine Druckerei und eine Familie laed uns sogar zu einem Tee ein. Aber es sind weit und breit keine Nasenringe zu sehen - hoechstens die dafuer vorgesehen Loecher! Mit neuer Hoffnung brechen wir auf nach Ludia, Auf dem Weg treffen wir auf eine fuenfkoepfige Zigeunerfamilie. Die Familie lebt mitten in der Salzwueste von Kutch, zaehlt ein Stueck gespannter Stoff als ihr Zuhause und lebt von der Kohlenproduktion. Mit grosser Freude zeigen sie uns ihren grossen Stolz - die Bueffelkaelber ihres Nachbarns. Und schlussendlich in Ludia werden wir von einem Haus zum anderen gefuehrt und zu Teekraenzchen inklusive Vorfuehrungen ihrer Stickereien eingeladen.
Dies war ein zweifelslos interesannter Tag, jedoch die erhofften Jagttrophaeen sind ausgeblieben.

Montag, 12. November 2007

Mandvi

Mandvi ist eine kleine Hafenstadt, wo riesige Segelschiffe aus Holz immer noch von Hand gefertigt werden. Zudem ist der Ort noch nicht, wie die meisten anderen indischen Towns, vom Verkehr ueberschwemmt. Dies macht Mandvi zu einem idealen Ort, um sein Gehirn nach einem Vipassanakurs wieder langsam einzuschalten.
Rebecka und ich machen uns auf die Suche nach einem Fruehstueck. Ein hoffnungsloses Unternehmen ueberall in der Kutch Region. Die Restaurants oeffnen erst nach 11 Uhr und Nahrungsmittellaeden existieren hier nicht - somit eine grosse Herausfordung fuer mein lahmgelegtes Denkvermoegen. Die einzige Hoffnung auf Nahrung ist der Fruechte- resp. Gemuesemarkt, wo das Leben etwas frueher beginnt. Auf dem Weg dahin liegen duzende von herrenlosen, zu verschiedenen Haufen zusammengesammelter Sandalen in den Strassen herum. Es handelt sich hierbei um die Ueberreste des am Vorabend gefeierten, hinduistischen Neujahrs. Dort wo die Staende standen haben sich jetzt die Kuehe versammelt und bedienen sich vom herumliegenden Dreck was sie verdauen koennen - Papier und Plastik eingeschlossen!
Einmal mehr den Tag mit Bananen und Mandarinen gestartet, machen wir uns zu Fuss auf den Weg zum Vijay Vilas Palace, welcher bereits als Drehort fuer Lagoon und andere Bolywoodfilmen diente. Der Spaziergang beginnt angehm ueber den scheinbar endlosen Strand. Hie und da eine kleine Krebsenjagt und Rebeckas Versuch einen silbernen Aalfisch mit gefaehrlichen Beisserchen zu retten machen den Weg kurzweilig. Auf der Hoehe des Palastes muessen wir uns aber durch die mit Bueschen ueberwachsenen Duennen kaempfen. Nach einer Stunde herumirren auf den offensichtlich ziellosen Pfaden, uebersaet mit laestigen Dornen, treffen wie auf eine Zigeunerfamilie. Zuerst setzten sich die Kinder, in der Erwartung, dass wir unsere Fotokameras hervorehmen, in einen Kreis - was wir uns natuerlich nicht entnehmen lassen. Das direkte Betrachten der geknipsten Fotos macht die Fotosession zu einem Spektakel und lockt schlussendlich auch die Eltern heran. Selbst einer der Vaeter, welcher ein laufendes Kricketspiel auf seinem uralten Transistorradio verfolgt, nimmt teil.
Schlussendlich erreichen wir den eher kleinen aber eindrucksvollen Palast, wo wir dankbar eine Mitfahrgelegenheit auf einem Traktor zurueck nach Mandvi annehmen.

Freitag, 9. November 2007

Bada

Bada ist die Basis fuer das Kutch Vipassana Center, wo die vom Buddha stammende Meditationstechnik in 10, 20, 30 oder 45 Tage Kursen vermittelt wird. Ueberdies wird den Studenten Grundlages des Dhamma, die Lehre Buddhas, vermittelt. Unter den Studenten befinden sich Inder von jung bis alt, welche durch Reinigung ihres Geistes mittels intensiver Meditation der Erleuchtung einen Schritt naeher bringen wollen oder mit Hilfe von Vipassana die Huerden ihres Lebens besser meistern wollen. Die Grundvoraussetzung des Purifizierungsprozesses ist das konsequente Verhindern von neuen Eindruecken, d.H. keine Unterhaltung, keine Kommunikation, keine Beruehrungen, Essen gegen die Wand, sowie keine Suenden. Oder anders gesagt, das Leben eines Moenks mit Schweigegeluebte. Waehrend dem Tag, welcher von 4 Uhr morgends beginnt, ist man vorallem mit Meditation (10,5 Stunden taeglich) beschaeftigt. Um 21 Uhr ist Lichterloeschen. Eine typische Meditationssession beginnt mit dem Erscheinen des Lehrers, welcher den DVD-Kurs zum Laufen bringt. Nach einem letzten Huesteln beginnt die Meditation. Die Inder fuehren jedoch ungeniert das Husten, Runzen, Furzen und Ruelpsen fort. Nach einer oder 2 Stunden absolutes bewegungsloses Sitzens, beginnt der erloesende Gebetsgesang vom Guru, welcher den Entspurt der Quaelerei ansagt. Anschliessend wird einem 5 Minuten Pause gewaehrt und man beginnt mit dem Einlaufen fuer die naechste Session im viel zu kleinen Rundlauf. Manche Vipassana Erfahrene behaupten Gott resp. Geister begegnet zu sein und andere behaupten sogar seitdem mit Tieren sprechen zu koennen.

Tag 0:
Wir kommen zu spaet an und die Zeit reicht gerade noch den Rucksack in das Zimmer zu werfen, bevor die Noble Silence beginnt. Der Lehrer erklaert, dass die Baendigung des Verstandes, wie das Zaehmen eines wilden Elefanten sei. Auweija, ich habe einen Elefanten in einem Camp gesehen, welcher ueber 2 Jahre in einem kleinen Kaefig gehalten und mit Bambusstoecken (anderswo benutzen sie auch Eisenstangen) geschlagen wurde!

Tag 1:
Ich verbringe meinen ersten Tag unter grossen Schmerzen von Kopf bis Fuss. Ich probiere alles aus, aber es hilft nichts. Meine Konzentration ist ebenfalls durch die Wut ueber den Lehrer beeindraechtigt, welcher mir jegendlich eine Rueckenstuetze gewaehren will. Er meint, ich soll mich besser auf meine Nasenspitze konzentrieren.

Tag 2:
Ich suche den Lehrer auf. Entweder kriege ich einen Stuhl oder ich gebe auf. Der Lehrer empfaengt mich mit viel Liebe und Mitgefuehl, wie sie von Buddha selbst stammen koennte. Dies kann ich nur erwiddern und die Angelegenheit ist in 2 Minuten geregelt. Vermutlich meine erste wirkliche Dhamma-Lektion.

Tag 3:
Ein Helfer erwischt mich, wie ich unbeabsichtigt meditierend das Areal verlassen will. Ich beginne taeglich meine Waesche zu machen, da durch meine geschaerften Sinne alles zu stinken scheint. Ausserdem ist es eine willkommene Nebenbeschaeftigung!

Tag 4:
Ich finde mich meditierend vor einem Baum wieder - ohne dies wirklich bewusst gewesen zu sein. Ich beginne mich 4 mal am Tag zu duschen. Ausserdem finde ich heraus warum einer der Studenten immer gebueckt herumlaueft. Anfangs dachte ich, es liege vielleicht an einer Fehlhaltung. Jedoch sah ich ihn heute mit einer Taschenlampe rumlaufen und er hat offensichtlich versucht keine Instekten zu zertreten. Der selbe Mann ist zudem Verantwortlich fuer 2 blinde Studenten. Da er diese nicht beruehren darf, fuehrt er sie an einem Stoecken herum und schaut, dass alle 3 keine Ameisen zertreten. Was fuer eine Verantwortung!

Tag 5:
Die Gaertner streichen meinen Lieblingsmeditierbaum rot-weiss an. Was ich ziemlich verwirrend finde. Ich wechsle die Seite in der Kantine, um zur Abwechslung ein paar neue Flecken an der Wand anzustarren.

Tag 6:
Ein Helfer erwischt mich zum dritten Mal. Diesmal versuche ich meditierend das Frauenareal zu betreten. Ich bin jetzt halb durch den Kurs und ein Abruch kommt jetzt nicht mehr in Frage.

Tag 7:
Ich wasche meine Kleider jetzt 2 mal am Tag. Mein Kopf fuehlt sich zielich dusselig an, da ich nie wirklich aus der Meditation herauskomme.

Tag 8:
Wegen des Divali-Festes wird das Programm unverhofft von 10 auf 9 Tage gekuerzt. Irgendwie bin ich froh, da mir die Stimme des Gurus und seine Gebetsgesaenge langsam auf den Geist gehen.

Tag 9:
Endlich duerfen wir wieder sprechen und koennen unsere Erfahrungen mit den anderen Studenten austauschen. Ueberraschenderweise scheinen mir die 9 Tage schnell vorbei gegangen zu sein. Ebenfalls die anfaenglichen Befuerchtungen, die strikten Regeln nicht einhalten zu koennen, sind nie wirklich ein Problem gewesen. Vermutlich war ich zu sehr mit mir selbst beschaeftigt. Ausserdem scheint mein Verstand irgendwann abgeschaltet zu haben. Instinktiv versuche ich jetzt wieder zwei Dinge zur selben Zeit zu machen, was mich ziemlich irritiert!

Tag 10:
Es ist nicht zur Erleuchtung gekommen und somit muss ich diesen Ort in meinem Koerper wieder verlassen - was ich jetzt kaum mehr erwarten kann! Aber auf jeden Fall war es ein einmaliges Erlebnis, dass mich physisch und mental mehr beansprucht hat, als ich mir haette vorstellen koennen. Erleuchtung oder nicht, meine weisse Kleider sind deutlich weisser geworden und haben bedeutent an Leuchtkraft gewonnen.

Fuer eventuelle zukuenftige Kursteilnehmer empfehle ich genuegend Waschmittel und ein gutes, neutrales Deo mitzubringen!

Dienstag, 30. Oktober 2007

Bhuj

Kein Nachbar der seine Waesche macht, kein Fernseher, nur dezenter Verkehrs- und Tempellaerm und keiner der seine morgentliche Atemmeditationsuebungen macht und ja, ich kann sogar die Voegel zwitschern hoeren. Ein wunderbares Erwachen im City Guest House. Tagsueber bin ich vorallem beschaeftigt mit dem lieben Nichtstun und geniesse vorallem die "Stille", wie ich sie vorher nie wahrgenommen haben. Ausserdem ist mir mal wieder Rebecka ueber den Weg gelaufen und es gibt vieles zu erzaehlen. Nichtsdestotrotz, ein Besuch im geisterhaften Prag Mahal lass ich mir nicht entgehen. Der von einem Erdbeben teils zerstoerten Palast macht einen furchterregenden Eindruck. Ueberall fliegen Voegel rum und verscheissen die halbverwesten, ausgestopften, an den Waenden haengenden Jagtrophen.

Sonntag, 28. Oktober 2007

Rajkot

Rajkot ist der Geburtsort von Gandhi. Ueberdies hinaus bekommt man hier nichts besonderers zu sehen und selbst dies ist enttaeuschend.

Samstag, 27. Oktober 2007

Palitana

Wenn dieser Town nicht der Ausgangspunkt fuer einer der bedeutesten Jain-Pilgerorte der Welt waere, wuerde ich behaupten dies ist ein Gott verlassener Ort. Meine Anwesenheit erweckt grosse Aufmerksamkeit und verursacht sogar beinahe Verkehrsunfaelle. Von ueberall werde ich von Kopf bis Fuss angestarrt, an den Staenden auf der Strasse herbeigerufen und fuer's Fotoknipsen beinahe angebettelt.
Es ist erneut extrem frueh morgens und ich habe eine kurze Nacht hinter mir. Mein Zimmernachbar musste bis Mitternacht seine Waesche waschen und zugleich mit voller Lautstaerke Fehrnsehen. Ich mache mich auf den Weg zur Shatrunjaga - ein Huegel welcher 863 Tempeln auf engster Flaeche auf seinem Ruecken traegt. Und erneut muss ich Stufen erklimmen - diesmal nur 3572 - allerdings der Muskelkater vom letzten Aufstieg ist immer noch tief in den Waden. Nach einer guten Stunde unspektulaerem Aufstieg, erreiche ich die Tore der Festung. Mit einem lauten Ram Ram im Chor der anderen warteten Maenner wird die Toroeffnung begruesst und gibt mir freien Blick auf die riesige Tempelstadt.
Etwas weiter oben, mitten im Fotofieber, halten mich Waerter auf, um mein nicht vorhandenes Kameraticket zu ueberpruefen. Die duenne Englischkenntnisse der Waerter machen jede Erklaerung sinnlos. Schlussendlich folgt mir einer der Maenner mit seinem Stoeckchen, welches er immer wieder am Boden schleift, damit ich hoere, dass er mir immer noch im Nacken ist. Beeindruckend was ein Stoeckchen auf das Ego der normalerweise eher kleinwuechsigen, indischen Maennern bewirken kann.

Freitag, 26. Oktober 2007

Junagath

Vergisst man die ueberfuellten Hauptstrassen, dann ist dies eine fantastische Stadt. Viele historische Gebaude haben hier ueberlebt und die bunten, lebhaften Gaesschen der Altstadt sind beeindruckend. Nicht nur den Tourismus scheint man hier vergessen zu haben, sondern auch die Verrueckten - vermutlich zuviel Bangla, ein selbstgebrannter Schnaps. Die einten sammeln am Strassenrand Steine, als ob sie nach Gold schuerfen wuerden. Ein anderer bittet mich um meine Hilfe fuer das Ausfuellen eines Checks fuer ein deutsches Bankkonto!
Es ist 5 Uhr morgens, die Stadt ist am Erwachen und somit das Ende der naechtlichen Stille. Die Priester in den verschiedenen Moscheen schreien sich die Seele aus dem Leibe und Motorraeder-Traktoren erschuettern die Hotelmauern. Ich troeste mich jedoch damit, dass ich sowieso frueh ausstehen musste. Heute stehen 10`000 Stufen rauf zum Girnar Hill vor mir.
Der Pilgerweg fuehrt im Zig-Zag an verschiedenen, kleineren und groesseren Tempel, sowie zahlreichen kleinen Verpflegungsstaenden den felsigen Berg hinauf. Allerlei Leute kaempfen sich Stufe um Stufe ab zum auf der Spitze des Berges stehenden Tempels: Familien mit Kinder, Sadhus, Tochter mit 70-jaehrigen Mutter. Andere lassen sich in einer Dholis von Traegern rauftragen, waehrend sie meditieren, religoese Schriften lesen oder die aktuellen Geschaefte uebers Mobiltelefon erledigen. Es ist wirklich ein erlebnisreicher Aufstieg, welcher ich natuerlich als Schweizer locker reuessiere - trotz meines starken Schnupfens, welcher ich immer wieder in den AC-Zuegen zusammenlese.
Gestaerkt von einem Thali in einem Tempel nahe des Gipfels, mache ich mich wieder auf den Rueckweg. Die Natur ruft mich. Es koennte kein schlechterer Moment sein, denn ich habe wegen meiner Schnupferei nur noch 4 Blatt WC-Papier uebrig habe! Viele Traveller sind in solchen Situationen zu den Handwaschern uebergelaufen. Ich bin allerdings ueberzeugt, dass ich beim Papier bleiben sollte, da immer einwenig ein Durcheinander mit links und rechts habe. Und somit versuche ich die Situation mehr oder weniger sauber mit dem uebrig geliebenen Papier zu loesen.

Mittwoch, 24. Oktober 2007

Dwarka

Dieser abgelegene Town ist ein weiterer bedeutender Hindu Pilgerort. Die Zeit scheint hier etwas langsamer zu vergehen als anderswo. Die Stadt ist von der fuer indische Staedte ueblichen Hektik und Verkehrskaos bisher verschont geblieben, die Maenner laufen in traditioneller, weissen Kleidung und goldenen Ohrstoebsel rum und man trifft hier immer noch zahlreiche Normaden mit Kamelen, Schafen oder Ziegen auf den Strassen. Die Shopbesitzer schliessen ihre Geschaefte, wenn genuegend Geld in der Kasse ist.
Ein Mann im Hotel, er ist der Cousin vom Bruder des Hotelbesitzers, scheint froh ueber meine Anwesenheit und die mit sich bringende Abwechslung zu sein. Die Festivals Navrati und Dushera sind vorbei, jedoch die Gemeinschaft der Kuhmelker feiert hier noch ihr eigenes Festival. Ueber 40 Maenner und Frauen aus den umliegenden Bauerndoerfern haben sich in ihrem Tempelhof versammelt. Sie kochen, essen, singen, rauchen zusammen und als Hoehepunkt fuehren sie eine Prozession zum Haupttempel, dem Dwarkanath. Die Kuhmelker heissen mich willkommen - es ist fuer das vom Tourismus weitaus verschonten Volk eine Ehre einen Weissen als Gast zu haben. Innert Minuten schart sich eine Menge Leute um mich herum und fragen mich die ueblichen Fragen - und jeder, der neu hinzukommt, fragt mich die selben Fragen nochmals. Und natuerlich meine Digitalkamera mit Bildvorschau ist stets der Mittelpunkt der Unterhaltung.

Sonntag, 21. Oktober 2007

Jamnagar

Einmal wieder scheint ein Weisser die groesste Aktraktion der Stadt zu sein. Die Leute sind aber alle sehr nett und stimmen Hare Krishna Lieder an, wenn ich an ihnen vorbei gehe, oder begruessen mich mit einem einfachen Hare Rama, Hare!
Heute wird die Dushera gefeiert. Dieses Festival wird in Gujarat mit Taenzen bis spaet in die Nacht gefeiert. Die Strassen sind beschmueckt mit Faehnchen-Girlanden und hier und da steht eine Buehne fuer die naechtliche Performanz. Schluesslich finde ich die Hauptbuehne fuer ein paar 1000 Zuschauern. Ein Rudel junger Inder winken mir zu und bitten mich neben ihnen Platz zu nehmen. Ich scheine wohl einen unzufriedenen Eindruck ueber meine Fotos zu machen, denn einer der Maenner schlaegt mir vor mich auf die Loge zu bringen - erste Reihe! Die goldenen Logenplaetze sind sogar mit zilinderfoermigen Kissen ausgelegt!
Die mit bunten Saris verhuellten Maedchen und junge Frauen bieten die verschiedesten klassischen Folkstaenze dar. Nur leider werden die Darbietungen immer wieder mit langen Reden und Lobsagungen unterbrochen, wo jeder Einzelne, einer nach dem anderen, auf die Buehne geholt wird - noch schlimmer als die Romands! Es ist dann auch nicht sonderbar, dass de Anlass bis spaet in die Nacht dauert!

Samstag, 20. Oktober 2007

Mumbay

Nirgends ist der Kontrast von Reich und Arm so gross wie hier.
Spaet in der Nact mache ich mich auf die Suche nach einer Unterkunft, wo ich bereits ein paar gute Beispiele des hier herrschenden Elends mitkriege. Der Zimmerjunge im Hotel City Palace zeigt mir das billigste Zimmer. Wir beide und mein Ruecksack finden gerade Platz im 2 x 1.5 x 2 Meter grossen Raum und koenne mehr oder weniger gerade stehen. Die Rezeption versichert mir das dies das Zimmer fuer RS 800 (~SFR 27.-) sei.
Nach hinduistischer Auffassung ist die momentane Wahrnehmung was einem das Bewusstsein vorspielt. Da sich dies beeinflussen lassen soll, kann man folglich das Jetzt, sowie die Vergangenheit und Zukunft selbst bestimmen. Oder anders gesagt, in jedem von uns steckt Gott - was bereits Jesus gesagt! Falls ich mal schlecht gelaunt sein sollte, bitte errinnere mich an diese Saetzte!
Mit dieser Einstellung sieht das Zimmer schon viel groesser aus und der Fruehstueckstee ist auch mit drin, garantiert man mir an der Rezeption. Zurueck im Zimmer stelle ich fest, dass ich die Klimaanlage mit meinem Zimmernachbar teile. Das Geraet geht durch einen Ausschnitt in der duennen Trennwand aus Holz. Dummerweise sind die Bedienkoepfe auf der anderen Seite und ich muss mich den Schlafgewohnheiten meines Nachbars fuegen, welcher offenbar versuctht sein Leben durch temporaeres Einfrieren seines Koerpers zu verlaengern.

Freitag, 19. Oktober 2007

Panjim

Ein weitere gute Gelegenheit etwas portugisische Luft zu schnuppern. Mein Bett stammt vermutlich auch aus dieser Zeit. Die bleischwere Masse der Matraze ist in die Raender gewichen. Die Kissen scheinen aus dem selben Material zu bestehen. Und die Waende sind so duenn, dass ich die katholische Erziehungsmethoden meiner Gastfamilie, sowie die Zuneigung fuer Polka (oder was auch immer) meines Nachbarns im Detail mitkriege.
Heute will ich ein Paket nach Hause senden. Ein Mann faengt mich am Postamt ab und bringt mich zu seinem Paecklishop, wo man die Ware sorgfaeltig, nach dem aus den Zeiten des britischen Empiror stammenden Gesetztes, in ein Stueck Stoff einnaehen lassen kann. Im Laden sitzt eine Frau in Sari, welche Linien vom einten ueberdimensionalen Buch zum anderen kopiert - offenbar eine weitverbreitete Taetigkeit in Indien. Nach einer Weile findet der Mann eine verstaubte Kartonkiste zum Verpacken meiner Sachen und ich glaube bereits auf dem halbem Weg zu sein. Jedoch der Schein truegt! Zuerst muss ich noch zwei quasi identische Formulare in zweifacher Ausfuehrung vom Postamt abholen und ausfuellen. Die Frau im Sari sitzt nun da wie ein abgestellter Roboter, da ich ihr den einzigen Stift im Shop ausleihen musste. Der erste Versuch das Paket zu versenden scheitert, da die Beamtin auf eine lokale Absenderadresse besteht. Somit muss ich nochmals zurueck zum Guesthouse, um nach deren Adresse zu fragen. Nach ueber 2 ein halb Stunden kommt es schlussendich zum Erfolg.
Die Nacht ist eingebrochen, ich stehe nun auf der Promenade des Mandovi Rivers und betrachte mit grossem Interesse die Partyboote, die den Fluss auf und ab fahren. Fuer RS 150 (SFR ~5.-) kriegt man eine einstuendige Dosis extrem schlechter Musik ohne Fluchtmoeglichkeiten. Die letzte halbe Nacht hab ich jedoch mein Bett mit einer protugisischen Kakarlake geteilt - moege sie in einem besseren Leben wiedergeboren werden! Und so mache ich Kurs auf ein feines auslaendisches Bier im Hotel Venite. Auf dem Wege sehe noch bei einem Coiffeur vorbei. Als ob er von meinem schlechten Bett wuesste, beginnt er, ueber unsere Vereinbarung hinaus, meinen Kopf mit einer handvoll verschiedenen Produkten (Pulver, Haarwasser, Oele, ...) zu massieren. Er faehrt mit Hals, Nacken, Schulter und Arme fort, um anschliessend zum grossen Finale anzusetzten - eine Gehirnmassage mit einem eigens dafuer konstrurierten Vibrators. Die Innenohrbehandlung mit diesem Apparat ist jedoch ziemlich schwerzhaft auf den Trommlfellen!
Beim Zubettgehen hoere ich noch die letzten Schreie der Mutter: "Maaaark!" und versuche von der Schwerelosigkeit zu traeumen.

Mittwoch, 17. Oktober 2007

Anjuna

Jeder versucht sich hier aus dem langjaehrigen etablierten Tourismus Kapital zu schlagen. Foglich sind Guesthouses und "Homears" weitlaeufig ueber den ganzen Ort verteilt. Der Strand ist gesaeumt von unendlichen Strandbars.
Im Moment ist der Ort jedoch ausgestorben! Keine Touristen, keine Parties, keine Fullmoon-Raves, kein Sex on the beach! Schade, eine Raveparty haette ich mir gerne mal miterlebt.
Folglich galt meine groesste Begeisterung etwas ganz anderem - einem Supermarkt im Ort! Da werden unzaehlige Produkte auf Gestellen praesentiert und kann mit dem Einkaufswagen zwischen hinduch fahren. Das habe ih jetzt eine Weile nicht mehr gesehen!

Dienstag, 16. Oktober 2007

Arambol

Nach einer halbstuendigen Fahrt durch den Jungel komme ich in Arambol an. Ein Junge aus dem Dorf verfolgt mich wie ein Huendchen auf den restlichen paar Kilometern zum Strand - vermutlich in der Hoffnung Geld fuer seine Dienste zu erhalten. Da er kein Wort Englisch versteht, scheitern alle Versuche ihn abzuwimmeln.
Immer noch verfolgt von meinem unerwuenschten Begleiter erreiche ich das Touristenzentrum. Ein Auslaender kommt mir mit wippenden Schritten entgegen. Er traegt eine witzige, an den aeusseren Raendern hochgezogene Brille. Sieht aus wie ein Dauergast, denke ich mir, und erkundige mich ueber die Unterkuenfte. Endlich vom Huendchen befreit, zeigt mir Rodni, ein Iraner, seine Unterkunft auf den Cliffs, wo die Sonne gute Nacht durch die Palmen sagt. Ich kriege den Raum neben Rodni.
Der Himmel hat sich bereits rot gefaerbt. Ich eile zurueck zum Strand, um den Ort vor Dunkelheit zu erkunden. Indische Kinder spielen Cricket, Israelis werfen eine Freespe, ein Mann meditiert kniend der untergehende Sonne entgegen und ein anderer macht irgendwelche Zeitlupenbewegungen. Das ist also Goa!
Ich komme an einem Strandrestaurant vorbei und treffe wieder auf einen Mann vom Bus. Ein israelischer Veterinaer im mittleren Alter. Er sitzt an einem Tischchen mit einem indischen Boy in seinem Arm - angeblich ein alter Bekannter. Nach eine Weile nehmen die Zaertlichkeiten aber zu. Es faellt mir schwer zu sagen was bei dem indischen Haendchenhalten als normal gilt. Ich nehme mir allerdings fest vor der Sache bei naechster Gelegenheit auf den Grund zu gehen und lasse die beiden fuer sich alleine. Bei meiner weiteren Inspektion treffe ich erneut auf Rodni. Er sitzt in einem Restaurant fuer organisches Essen, welches seine Saisonseroeffnungsparty feiert. All for free! Es herrscht eine familiaere Stimmung. Kinder spielen in der Mitte von Erwachsenen von der Sorte "du bist zu alt fuer dieses T-Shirt" a la Polo Hofer und "ich moechte gerne ein Yogi sein" mit Traeger-T-Shirt und von Kopf bis Fuss kahlem Koerper. Und das Ganze mit Ambientmusik und Haschischrauch unterlegt.
Eines Morgens laufe ich Rodni wieder ueber den Weg. Er rollt gerade seinen iranischen Gebetsteppich auf seiner Veranda aus. Er sitzt mit seiner iranischen Sitar ab und erzaehlt mir, er habe waehrend Jahren als Strassenmusikant in Iran gearbeitet. Dies gilt in Iran als illegal und er wurde bereits einige Male verhaftet. Nach einer Weile macht er eine Pause mit seiner Sitar und ruestet sich eine ayurvedische Zigarette auf seiner Patanjali - scheinbar sowas wie die Yogi-Bibel. Er erzaehlt mir von seiner Freundin im Iran. Kosmische Kraefte haben die beiden von einander getrennt. Sie hat einen canadischen Pass gekriegt und migiert nach Montreal. Und auf ihn wartet eine Green Card in den U.S.
Jedoch der Hoehepunkt in Arambol war fuer mich die Jam Session im Loeki Cafe, wo sich die Alt-Hippies und nach Spiritualitaet Suchenden treffen. Jeder hat ein Instrument zur Hand, von der Rassel bis zur Gitarre, und tut vorallem eines: Das Leben in vollen Zuegen geniessen!

Donnerstag, 11. Oktober 2007

Fort Cochin

Auf dieser kleinen Insel kann man nein wenig portugiesische Luft schnuppern. Aber fuer mich sind vorallem die Kathakali-Vorfuehrungen und die Chinese Fishernets von Interesse. Das mindestens 10 mal 10 Meter grosse Fischernetz haengt an einer maechtigen Holzkonstruktion mit Gegengewichten - eine Art Schaukel. Es benoetigt die Kraefte von mindestens vier Maennern, um das im Meer versenkte Netz wieder hochzuhiefen.
Ich mache ebenfalls den langen Weg zur Pardesi Synagoge. Ein Mann mit Kaeppchen weist mich jedoch wegen meiner Bekleidung vor dem Eingang ab. Nach einer Weile geht seine Argumentation von " nur fuer das Herkunftsland uebliche Bekleidung erlaubt" nach "unpassender Farbe". Ich finde es wird jetzt eine wenig laecherlich - vorallem weil eine Touristin mit pulserhoehenden, kurzen Hosen (ich bin mir diesen Anblick nicht mehr gewohnt) direkt nehmen ihm steht. Obwohl dies ausdruecklich per Schild als verboten gilt. Ich beschuldige den Mann wegen seiner Engstirnigkeit und mache kehrt. Es gelingt ihm gerade noch mir stotternt hinterher zu rufen, dass ich den Fehler auf ihn schieben wolle. Es besteht also noch eine winzige Hoffnung fuer diesen Herrn, welcher vielleicht bei Gelegenheit die Insel fuer eine Weile verlassen sollte.

Mittwoch, 10. Oktober 2007

Munnar

Die Existenz von Teeplantagen in dieser Gegend verspricht Feuchtigkeit und Kaelte. Allerdings ist momentan die beste Jahreszeit - der Regen hat gerade aufgehoert und der Winte ist noch nicht eingekehrt.
Ich fahre mit dem Bus zur Top Station. Von hier soll man eine spektakulaere Sicht auf die Western Ghats haben. Die Fahrt fuehrt an fantastischen Teeplantagen vorbei. Der Bus hat, wie fuer Kerela ueblich, keine Fenster. Froestelnd erreiche ich den Pass und waerme mich erstmals mit ein paar heissen Chais an der Sonne auf. Motiviert vom Anblick der Berge und den Teeplantagen, entschliesse ich mich spontan der Strasse entlang nach Munnar zurueckzulaufen. Quer ueber die Huegel laufe ich durch die Teeplantagen. Die Teeplueckerinnen schneiden alle 8 bis 18 Tage die frischen Blaettern von oben ab. Die dadurch entstehende Flaeche sieht wie ein ueber die Landschaft gespannter Teppich aus. Nach einer Weile, ich laufe wieder auf der Strasse, kommt eine Strassenwalze an mir vorbei und nimmt mich bis zum naechsten Dorf mit. Die Walze ist nicht besonders schnell, aber gibt das Gefuehl einen Kindheitstraum erfuellen zu koennen. Ein Stuecken weiter haelt ein Motorradfahrer an und laed mich kopfwackelnd zur naechsten Mitfahrgelegenheit ein.
Auf halbem Weg wird's langsam etwas langweilig. Die letzten 20 Minuten waren nur Wald und der Verkehr nimmt bedeutent zu. Kurz nach dem ich den Gedanken den naechsten Bus anzuhalten gefasst hatte, kommt ein Jeep-Taxi an mir vorbei. Auf dem durchgehenden Frontsitz sitzen 5 Maenner. Im hinteren Teil befinden sich 4 Frauen mit je einem Baby, einem Mann und ich. Ein weiterer Mann, spaeter noch ein zweiter, stehen auf dem Trittbrett. Und ich bin mir sicher, es haette noch viel mehr Leute einen Platz im Jeep gefunden.
Am naechsten Tag mache ich einen weiteren, erwaehnenswaehrten Morgenspaziergang durch die Huegel der Umgebung. Zu Fuss von Munnar nach Pothanmedu. Dort nehme ich mit den Package-Touristen im Blackberry Hills (Uebernachtungspreise sind nicht in meinem Budget!) ein ordentliches Kerelastyle-Fruehstueck vom Buffet ein. Anschliessend folge ich dem Hotel eigenen Pfad runter zu den Plantagen. Entlang der zahlreichen Wege, immer etwas rechts haltend, erreiche ich Attukkad. Dann an den eher unspektakulaeren Wasserfaellen vorbei nach Pallivasal, wo die TATA-Teefabriken und ein Outletshop stehen. Alle meine Bemuehungen in die Produktionsfabrik reinzukommen enden leider alle mit einem strikten: "no permission, Sir". Zum Glueck gibt's noch das aeusserst interessante TATA-Teemuseum.

Samstag, 6. Oktober 2007

Tiruvilla

Eine Kur mit delizioesen Melonen hat mich wieder auf die Beine gebracht. Vermutlich haben mal wieder die Weissheitszaehne gedrueckt - es haellt uns nichts mehr zurueck!
Mit der Faehre durchqueren wir Kerelas Backwaters, eine komplexes Kanalsystem mit von Daemmen gesaeumten Plantagen und Fischfarmen, nach Changanassery. Mit lautstarkem Motor fahren wir an zahlreichen auf den Daemmen stehenden Gebaeuden vorbei. Shops, Schulen, Kirchen - alle in einer Reihe mit Palmen aufgestellt. Alle paar hundert Meter halten wir an einem Steg an, um Leute ein- und ausladen zu lassen. Die Fahrt hat einen starken Wiederholungscharakter und nach 3 Stunden sind wir froh das Boot wieder verlassen zu koennen.
Mit dem Bus fahren wir die restliche Strecke nach Tiruvilla. Hier soll jeden Abend eine traditionelle Kathakali im Sree Vallabha Tempel aufgefuehrt werden. Diese eindrueckliche Tanzperformanz, wobei eine Geschichte nur mit Hilfe von Zeichen, Gesten und Bewegungen erzaehlt wird, dauert normalerweise die ganze Nacht. Zur unseren grossen Enttaeuschung erfahren wir aber, dass die naechste Zeronomie erst in 5 Tagen stattfinden wird.

Alleppey

On the Road again! Nach ueber einer Woche Meerrauschen und stark eingeschraenktem Bewegungsradius (Resort - Strand - Restaurant) machen Rebacka und ich wieder auf den Weg. Nach einer 3 stuendigen Busfahrt, normalerweise ein Klacks, stranden wir in Alleppey. Der Strassenlaerm und die Bewegungen des Buses hat uns total erschoepft. Bei mir kommt noch verstopfte Nase, Kopf- und Zahnschmerzen hinzu. Die letzte Erfahrung, die ich in Indien machen moechte, ist eine Zahnarztbesuch! Beim letzten Zahncheck vor der Abreise war jedenfalls noch alles i.O. Kurzfristig hilft da nur westliche Medizin.

Freitag, 5. Oktober 2007

Varkala

Fruehstueck mit Meerrauschen, Reparaturarbeiten am Sandfort zum Schutze der strandfressenden Flut, Gegenstromschwimmen und Candlelight-Dinner mit frischem Fisch (Kingfisch, Baracuda, Butterfisch, Silversnapper, Riesenkrevetten, Tintenfisch, usw.) auf der Klippe mit Sonnenuntergang wird hier Rountine. Ein idealer Ort um seine Chakras aufzuladen.
Es herrscht tiefe Nebensaison in Varkala. Alle machen sich fit fuer die kurz bevorstehende Saison. Brechen Huetten ab und ueberbauen die gewohnene Flaeche mit teuren Resorts. Das gibt mir Spielraum fuer die Preisverhandlungen. Eine Deluxe-Huette mit Balkon und Meeresicht kriege ich fuer RS 300. In der Hochsaison wuerde ich fuer die selbe Huette RS 2500 hinblaettern. Selbst in meinem Lieblingsfischrestaurant kann ich einen 15% Rabatt auf die bereits reduzierten Nebensaisonpreisen aushandeln.
Der Ort bietet auch viele Gelegenheiten seine Gelenke und Wirbel frisch zu oelen. Ich buche eine 3 taegige Ayurvedic Deep Massage Kur - natuerlich zum reduzierten Preis! Der Masseur reibt mir literweise Oel in meinen nur mit einem Papierlendentuch bekleideten Koerper. Da anschliessende Dampfbad laesst meinen Schweiss durch die dicke Oelschicht quillen. Eine interesannte Erfahrung. Allerdings konnte der Therapeut das in Indien essenzielle Kopfwackeln nicht verbessern und ich breche die Kur ab.
Kerela - Gods own Country! Waehre ich Israeli muesste ich mir keine Sorgen machen hier wieder wegzukommen. Die haben naemlich extra eine Institution fuer das Zurueckholen von in Indien verschollenen Israelis. Und sie haetten auch ein Rehabilitierungsprogramm fuer die von Indien zurueckkehrenden Drogenabhaengigen.

Donnerstag, 27. September 2007

Kanyakumari

Das Cape Comoin, wie der Ort auch genannt wird, ist die suedlichste Spitze von Indien. Es gibt mir das Gefuehl am Ende von Indien zu stehen - nach 5 Minuten hat's man jedoch gesehen. Zumindest kann man hier Fruechte kaufen und nach einer scheinbar hoffnungslosen Suche nach Fisch, habe ich schlussendlich einen kleinen Nachtmarkt gefunden. an kleinen auf Raeder stehenden Kuechen, eine Art Snackbar, werden einem medium deep fried Fisch auf Zeitungspapier serviert.

Dienstag, 25. September 2007

Madurai

Muede vin den ueberfuellten, indischen Staedten gibt es nur einen Grund fuer mich nach Madurai zu gehen - der Sri Meenakshi Tempel. Einer von vielen in Tamil Nadu und alle haben ihre Besonderheiten. Aber dieser Tempelkomplex hat die besten Vibes.

Montag, 24. September 2007

Ramaswaram

Dieses Fischerdorf liegt auf einer kleinen Insel im Sueden Tamil Nadus und gilt zu den bedeutesten Pilgerorte im Sueden Indiens. Das Wasser im Ramanathaswamy Tempel soll vergleichbar mit dem von Varanasi sein - mit Ausnahme der Wasserqualitaet - hoffe ich! Der Parcour, bestehend aus 22 verschiedenen Wassertanks, welche unterschiedliche Kraefte besitzen sollen, plus einem Outdoor-Badeplatz im Meer, gibt einem Gelegenheit fuer eine gruendliche Reinigung. Die Insel bietet aber auch ein paar dezente Straende und wuerde den Status eines Inselparadieses von mir erhalten, koennte man den hier reichlich vorkommenden Fisch gegrillt auf einem Teller serviert bekommen.
Inzwischen haben sich die Wege von der schwedischen Rebecka und mir wieder gekreuzt. Sie hat unterdessen ihre Haare den Goettern in Tirupathi geopfert. Gemeinsam wollen wir das Fischproblem loesen. Unter der prallen Sonne besuchen wir den lokalen Fischmarkt. Der Geruch ist penetrant. Wir schauen uns eine Weile um. Die Wahl faellt uns schwer, da die Fischnamen nur in Tamil bekannt sind. Wir entscheiden uns fuer den grossen, langen, ein kilogramm-schweren Fisch (RS 140/SFR ~5). Mittlerweilen hat sich eine Schar von Maennern um uns gebildet, die das Geschehen interessiert beobachten. Sie weisen uns an zum Fischsaeuberer zu gehen, welcher den erstandenen Fisch in Sekunden in saubere Stuecke schneidet. Mit Fisch, Reis, Oel und Sambar machen wir uns auf den Weg zu einem Fischer. Wir haben diesen Mann am Vorabend am Strand getroffen. Er hat mir den letzten Lungi-Trick, den kurzen Rock, beigebracht. Liebevoll faltete und kuenfte er mir von hinten meinen immer wieder vom Wind geoeffneten Lungi. Bei meiner Beinlaenge gibt mir de halbierte Lungi bereits das Minirock-Gefuehl. Es kam sogar zum indischen Haendchenhalten - was ich nicht mehr so toll fand! Dennoch hat er uns zu seiner Huette und seiner Familie eingeladen und versprochen fuer uns den Fisch zuzubereiten.
Offenbar haben wir beim Einkauf alles falsch gemacht. Der Fisch habe keinen Geschmack, falsches Sambar und zuwenig Oel. Bei meinem letzten Check in der Kueche fand ich allerdings, dass der Fisch tief genug im Oel schwimmt. Nach mehreren Stunden Zubereitung kriegen wir den langersehnten Fisch aufgetischt. Die eine Haelfte tief fritiert und die andere Haelfte mit einer Kokosnussosse angerichtet. Rebecka und ich sind uns einig. Der Fisch schmeckt hervorragend nur die Zubereitung haette etwas gefuehlvoller sein koennen.
Spaeter habe ich herausgefunden, dass wir Baracuda gegessen haben.

Freitag, 21. September 2007

Tiruchirappalli (Trichy)

Die Pilgerstaetten in Tamil Nadu laden nicht unbedingt zum langen verweilen ein. Die Gehsteige sind ueberstellt mit Esstaenden, Bettler, Fahrraeder, Dreck und dienen vorallem als erweiterte Ladenflaeche fuer die anliegenden Geschaefte. Durch die Strassen zwaengen sich Busschlangen umzingelt von Motorraedern - die Fahrfahrer fordern hupend fuer Aufmerksamkeit oder ihr Recht fuer den Vortritt. Jede Menge Fussgaenger stroemen durch dieses laermige, stickende Chaos. In einer solchen typischen indischen Stadt gibt es keine Hoffnung eine Oase der Stille zu finden - eventuell mit Ausnahme des Tempels! Aber das Hupen dringt in jedes Gebaeude mit noch so dicken Mauern ein. Unter diesen Umstaenden die innere Ruhe zu finden ist eine hohe Kunst von einer Art Zen-Meditation. Die Busfahrten, vorallem auf der stark befahrenen Nord-Suedachste, sind jeweils mehrfache BeinaheToderlebnisse mit troenender Videounterhaltung. Die Fehrnseher mit lautstarken HiVi-Anlage sollen vermutlich den Motor- und Hublaerm ueberschallen und die Fahrgaeste von den Geschehnissen ausserhalb des Buses ablenken. Normalerweise werden indische Filme und Musikclips a la Bolywood vorgefuehrt - zur Abwechslung wird auch mal einen indischen Hero-Karatefilm gezeigt, wobei jeder Faustschlag das Trommelfell stark strapaziert. Die Aufgaben im Bus sind ueberlicherweise auf zwei Personen verteilt - dem Fahrer und dem Begleiter. Letzterer nenne ich liebevoll Ticketboy. Er ist allerdings das eigentlich Gehirn dieses Unternehmens. Waehrend sich der Fahrer vorallem auf die Strasse konzetriert und Gas gibt, kuemmert sich der Ticketboy um die Fahrgaeste. Er kassiert das Geld ein und gibt einem Auskuenfte in einem akzeptablen Englisch. Und vorallem bemueht er sich auch, dass alle Passagiere heil in den Bus einsteigen und diesen wieder so verlassen koennen. Falls der Fahrer wieder einmal ein hoffnungsloses Truck-Ueberholungsmanoever riskiert und mit dem entgegenkommenden Fahrzeug kurz vor der Kollision steht, gibt er dem Truckfahrer ein Zeichen, dass er gleich von der Strasse abgetraengt wird. Falls dieser sich weigert abzubremsen, weist er den Fahrer an das Manoever abzubrechen, woraufhin sich der Busfahrer in letzter Sekunde hinten wieder einfaedelt.
Zum Glueck gewoehnt man sich mit der Zeit an diesen indischen Fahrstil.

Mittwoch, 19. September 2007

Tiruvannamalai

Diese Stadt ist einer der vielen Pilgerorte mit einem riesen Tempelkomplex in Tamil Nadu. Und es war ebenfalls lange das Zuhause vom verstorbenen Sri Ramana Maharish. Er hat sich waehrend Jahren meditierend in einer klaustrofobilen Hoehle von Wuermern anfressen lassen und dadurch genuegend Anhaenger gefunden, um sein eigenes Ashram zu gruenden (Sri Ramamasraman). Mir faellt es etwas schwer die Huldigen fuer diesen Mann, dessen Seele vor ueber 50 Jahren vom erdlichen Leben befreit wurde, auf den ersten Blick zu verstehen. Auf dem zweiten Blick immer noch nicht. Allerdings huldigt eine andere Religion einen Mann, der bereits seit ueber 2000 Jahren verstorben ist und die Beweise fuer seine Taten auf Geschichten beruhen, die jahrhunderte lang muendlich propagierten wurden.
Ganz nebenbei, Jesus soll als Kind in Indien gelebt und bei Hindu Gurus gelernt haben. Nach seiner Kreuzigung soll er nach Indien gefluechtet sein. Anhaenger von Sai Baba behaubten sogar, dass dieser Mann die Wiedergeburt Jesus sei.

Montag, 17. September 2007

Pondicherry

Die ehemalige franzoesische Kolonie hat seinen Charme erhalten. Ich stelle mich vor an der Cote d'Azur zu sein.Und es faellt mir nicht besonders schwer. An der Reception meines Hotels werde ich schnippisch empfangen und in den ueberteuerten, zum groessten teils franzoesischen Restaurants beklagen sich die Gaeste ueber Kleinigkeiten. Mit Stolz werden meine Fragen mit einem Oui quittiert.
Das ich-moechte-gerne-ein-Franzose-sein Ambiente ist das letzte was ich hier in Indien gesucht haette und mir bleibt nur die Flucht in das andere Stadtende, wo ich Unterschlupf in einem Guesthouse des Sri Aurobindo Ashram finde. Die letzte spirituelle Fuehrerin des Ashrams, die Mutter, ist in 1973 verstorben. Die Frau wird aber heute noch gehuldigt. Bei den abendlichen Meditationssessions erhallt sogar ihre ehrfuerchtige Stimme, ab Tonband, unterlegt mit furchterregender Musik.
Die Mutter wurde vorallem bekannt fuer ihre Vision eines Ortes, wo Menschen aus verschiedenen Kulturen und Laendern friedlich zusammenleben koennen - Auroville - mir scheint, die Leute dort sind immer noch stark an der Realisierung dieses Ortes bechaeftigt. Viel hab'ich jedenfalls nicht davon sehen koennen. Der als physisch und spirituelle Mittelpunkt geltende Matrimandir, einen ueberdimensionallen, spacigen, goldenen Golfball, dessen inseitigen Meditationsraum mit einer riesen Kristallkugel ausgeleuchtet wir, konnte ich leidern nur von aussen betrachten. Von den rund um den Matrimandir, sternengalaxie-foermig angelegten Siedlungen war keine Spur zu sehen.

Freitag, 14. September 2007

Coimbatore

Ich breche erneut Richtung Osten auf, um dem etwas verspaeteten Suedwest-Monsoon auszuweichen. Nach einer halsbrecherischen, nadeloehrkurvigen Passtrasse nach Ooty, geht's auf der anderen Seite mit dem Spielzeugzeugzug runter nach Mettupalayam.
Der Minizug wird von der Dampflokomotive stossend in den Bahnhof eingefahren. Ein mit Regenschirm ausgeruesteten Mann sitzt auf der Spitze und ueberwacht die Geleise. Aus versehen setzte ich mich in die falsche Klasse. Ein Kondukteur weist mich an in der Generalklasse Platz zu nehmen. Allerdings gibt's da keinen Platz mehr fuer mich, d.H. das Abteil ist so voll, dass man gerade noch die Tueren hinter den eingequeschten Fahrgaeste schliessen kann. Keine Chance fuer mich einen Stehplatz zu finden. Nach einigen Verhandlungen mit dem Bahnof-Officier darf ich schluessendlich zur naechsten Klasse upgraden, wo ich einen perfekten Fensterplatz ergattern kann.
Die Fahrt fuehrt durch Doerfern, Teeplantagen und steilem Felsgelaende. Die indischen Passagiere feiern jedes Tunnel mit lautem Kreischen und Pfeifen.

Donnerstag, 13. September 2007

Theppakadu

Theppakadu ist eine kleine Siedlung mitten im Mudumalai National Park. Mit einem Guide und einem Franzosenpaar mache ich mich auf die Spuren nach wilden Elefanten, Leoparden, Panter und Tiger. Wir sind erst seit 10 Minuten am Laufen - wir vernehmen knackende Geraeusche aus dem nahe stehenden Wald. Der Guide geht voraus, um der Sache auf den Grund zu gehen. Es ist nichts mehr zu hoeren - der Guide verschwindet hinter den Bueschen. Doch ploetzlich hoere ich laute, von den Aesten stammenden Raschelgeraeusche. Der Guide rennt nach links davon - ein riesen Elefanten-Maennchen mit erhobenem Ruessel fluechtet auf die rechte Seite. Wir muessen ebenfalls die Flucht ergreifen.
Erholt von dem etwas abrusten Start machen wir uns weiter auf die Suche - folgen von Baeren frisch aufgerissenen Ameisenhaeufen, Elefantenscheisse, Spuren im auf dem Grass liegenden Morgentau und Tigerabdruecken im weichen Undergrund. Wir sind jetzt schon eine Weile unterwegs und es nichts spannendes mehr geschehen. Auf einem erhoeten Punkt im offenen Gelaende stellen wir uns auf die Lauer. Doch nichts geschiet. Die Langweile hat mich schon lange ergriffen - doch jetzt hoere ich ein klopfendes Geraeusch - es koennte von einem Specht stammen, denke ich gerade, als der Guide sein Mobiltelefon aus seiner Tasche zueckt. Eine andere Gruppe hat offenbar Elefanten gesichtet. Begleitet mit den Instruktionen des 2. Guides am Telefon finden wir die friedliche Elefantengruppe mit einem kleinen Babyelefanten.
Die Gelegenheit fuer eine seltene Tigersichtung haben wir aber leider verpasst.

Dienstag, 11. September 2007

Mysore

Auffaellig viele, junge, offenbar aus Goa stammende Maenner sprechen dich auf den Strassen von Mysore an. Sie scheinen alle Aromatherapie zu studieren und arbeiten in einem Musikgeschaeft - oder umgekehrt. Hilfsbereit zeigen sie dir den Weg - das Musik- resp. Essenzengeschaeft scheint aber nie weit von deinem Ziel entfernt zu sein.
Gegen die Floeten- und Postkartenverkaeufer habe ich einen Trick gefunden. Mit dem ersten freunde ich mich an und sage ihm dann, er soll mir seine Kollegen auf dem Platz vom Halse halten. Was dieser dann ueberlicherweise mit grossem Elan tut.
Mein Magen hat sich schlussendlich an das indische Essen gewoehnt, d.H. ich koennte jetzt problemlos vom Boden jeder oeffentlichen Schweizer Toilette essen, ohne etwas zu riskieren. Mit grossem Genuss bring'ich mich im RRR-Restaurant mit einem "as much you can eat" Thali an die absolute Saettigung und relativiere dies anschliessend im Bombay Tiffanies mit feinen Suessigkeiten.

Samstag, 8. September 2007

Kushalnagar

In der Umgebung von Kushalnagar befinden sich einige Siedlungen von tibetischen Fluechtlingen. Besonders interessant ist die Sera Siedlung, in welcher das gleichnamige und eines der 3 bekanntesten tibetischen Kloestern nachgebaut wurde. Nebst Sera existieren noch 6 weitere Camps. Alleine in Sera sollen ueber 5000 als Fluechtlinge geltende Moenche leben. Zudem arbeiten und leben vielen Secondos in diesen Doerfern.
Der Rickshawfahrer faehrt mich zu einem zum Kloster gehoerenden Guesthouse - nicht das welche nach dem ich gefragt habe, aber der Teletubbiesland aehnliche Innenhof sieht sehr entspannend aus. Jede Menge Moenche tummeln sich auf dem Rasen rum. An der Reception informiert man mich, dass ich als Auslaender ohne spezielle Aufenthaltsbewilligung gar nicht hier sein duerfte. Es scheint, dass die Polizei seit kuerzerer Zeit strenger kontrolliert - davon stand jedenfalls nichts im Reisefuehrer! Der hilfsbereite Tibeter am Tresen bietet mir, unter der Bedingung das Guesthouse nicht zu verlassen, dennoch ein Zimmer an. Ich bin etwas irritiert und schaue den Mann sprachlos an. Er meint, es gaebe hier ein Restaurant, Internet, eine Bibliothek und das Teletubbiesland - alles was man braeuchte! Der Vorschlag ist so kurios, dass es schon wier mein Interesse weckt. Aus Mangel an Alternativen stimme ich zu. Zum Glueck scheint die Polizei nur zwischen 11 und 18 Uhr zu patroullieren. und man erlaubt mir das Gebaeude, kurz vor dem Eindunkeln, zu verlassen, um das abendliche Debattieren vor dem Sera Jhe Tempel anzuschauen. Bei diesem zur buddhistischen Ausbildung gehoehrenden Brauch, verteilen sich die Moenche in Zweiergruppen. Jeweils ein Moench steht und befragt den anderen, sitzenden Moench ueber den Buddhismus. Die dabei eingesetzten Bewegungen und Klatschen haben eine bestimmte Bedeutung. Die Gruppen werden zwischendurch neu gebildet - die Diskussion kann bis in die tiefe Nacht eindauern. Bei ueber 1000 auf dem riesigen Tempelhofplatz verteilten Moenchen wird das zu einem animierten Spektakel.
Die morgentliche Puja, Fruehstuecken mit Gebetsgebrabbel, ist eine aehnliche fazinierende Erfahrung vorallem auch wegen der grossen Anzahl Moenchen.
Tibeter sind bekannt fuer ihre Gastfreundschaft und ich erlebte diese Zuvorkommenheit in jedem Moment. Am liebsten haette ich die komplette Bibliothek studiert! Allerdings bin ich beim Besuch des Namdroling Klosters (Golden Tempel) auf ein Schild der indischen Behoerde gestossen. Auf diesem wird darauf hingewiesen, dass ich rein durch meinen Aufenthalt in den Siedlungen mit 5 meiner besten Jahren in einem indischen Gefaengnis bezahlen muesse! Was mich dann definitif zur fruehzeitigen Abreise bewogen hatte.

Donnerstag, 6. September 2007

Madikeri

Die Feuchtigkeit hat seinen Hoehepunkt erreicht! Meine Haut zwischen den Zehen hat sich wund gerieben, an den Oberschenkel-Innenseite habe ich einen merkwuerdige Ausschlag gekriegt, eine Tastaturreihe meines Mobiltelefones funktioniert nicht mehr und jetzt rinnt sogar das Kondenswasser von den Waenden meines Hotelzimmers runter.
Fuer die Oberschenkel habe ich allerdings eine wunderbare Creme gekriegt, welche bei jedem erdenklichen Problem Hilfe verspricht.

Mittwoch, 5. September 2007

Udupi, Umzug

Heute ist der grosse Tag des Sri Krishna Tempel Festivals - ein Tag welcher man nur mit ein paar Idlis im Miros Sataj beginnen kann. Es stroemen 40'000 Anhaenger in die Strassen rund um das Tempelviertel, um an der heutigen Prozession teilzunehmen.
Ich irre ein wenig in der Menge herrum und beobachte was als naechstes geschieht. Vor einer grossen Halle werde ich werde von einer grosser Masse Leuten erfasst, welche in das Gebaeude steuern. Freundlich werde ich nach links und rechts geschubst und finde mich im Schneidersitz in einer perfekt nach den Kacheln des Bodens ausgerichteten Reihe wieder. Gegenueber sitzt eine weitere Reihe zu mir gerichtet und dahinter sind zahlreiche weitere. An meinem Ruecken bildet sich bereits die Naechsten. Maenner rennen durch die schmalen Gaenge und verteilen jedem ein Bananenblatt und servieren darauf ein komplettes Thali. Ich schlage mich rein. Ich muss mich beeilen - die Inder sind Schnellesser und ich habe noch das Hanycap mit der blossen Hand essen zu muessen. Mein Blatt wird allerdings immer wieder aufgefuellt. Ich versuche herauszufinden wie ich das Nachschoepfen einstellen kann - keiner meiner Zeichen oder Worte scheinen jedoch verstanden zu werden. Zum Glueck hoert das Nachschopefen nach einer Weile auf. Meine Reihe beginnt aber schon wieder aufzustehen und die Wischer machen sich schon wieder bereit, um alles wieder sauber zu machen. Ich schaffe es gerade noch rechtzeitig die etwas fluessige Nachspeise in meinen Mund zu schaufeln (es werden ueber 20'000 Leute in 4-5 Stunden abgefertigt!).
Mit vollem Bauch begebe ich mich wieder in die Strassen - die aufgeregte Stimmung verraet das baldige beginnen des Umzuges. Ein auf riesigen Stelzen gehender Mann eilt winkend zum Startpnkt. Ueberall auf den Balkonen und Daechern stehen Zuschauer. Die Prozession setzt sich in Bewegung. Vorab gehen die fuer die Stadt beruehmten, tanzenden Tiger, gefolgt von ohrenbetaeubenden Musikanten, einem Tempelelefanten und einem Goldenen Karren - eine Art Schrein, in welchem Gott eine Runde um die Tempel gefuehrt wird. Der Publikumshoehpunkt ist das Verteilen von Suessgkeiten und Fruechten. Wie kleine Kinder versuchen die Maenner etwas von dem aus einem Turm in die reissende Menschenmenge geworfen Gaben zu erwischen. Ich versuche vergeblich mich aus dem Gedraenge zu befreien - es werden sogar Kokosnuesse in die Menge geworfen! Als allerletzt wird die Gottesstatue in einen Teich geworfen, um gleich wieder mit grossem Beifall aus dem Wasser gerettet zu werden.
Die Taenze, verschiedene Spiele und laute Musik dauern noch bis in die Nacht hinein.

Dienstag, 4. September 2007

Udupi

Um halb fuenf erwachen die Aussenlautsprecher des Sri Krishna Tempels direkt vor meinem Hotel, um die morgentliche Pooja mit Gesaengen einzustimmen. Ein Blumenverkaeufer, welcher sich im Gang direkt vor meinem Hotelzimmer fuer die Nacht einquatiert hatte, hat mein Zimmer als Resonanzkoerper fuer seine umenschlichen Schnarchgeraeusche benutzt und mich um meinen Schlaf geraubt. Die ganze Nacht war ich zwischen eiskaltem Hass und der Besorgnis vor seinem Ersticken hin und her gerissen und liess mich keine Ruh.
Ein solcher Tag kann man nur im Miros Sataj beginnen, welches bekannt fuer seine Idlis, Bansh und Dosas ist. Letzteres wurde sogar in diesem aus der Kolonialzeit stammenden Restaurant erfunden. Es ist eines dieser effizienten Etablissements, wo man bei halbfertigen Gericht bereits freundlich fuer die naechste Bestellung gefragt wird. Lehnt man ab, kriegt man prompt die Rechnung!
Die Stadt bereitet sich auf das Sri Kishna Tempel Festival vor - die Strassen rund um den Tempel sind mit Blumenstraengen- und Opfergabenstaenden gesaeumt. Der Tempelelefant segnet die Leute fuer jeden Rupie den man ihm in den Ruessel wirft. Im Tempel performen verschiedene Gesangschore Hare Krishna Lieder und Tanzgruppen Ramayana Geschichten. Der Hoehepunkt des Tages ist aber die mitternaechtliche Pooja, wo man die Geburt Krishnas mit Trommeln, Trompeten und Klingeln zelebriert. Hunderte von Leuten zwaengen sich in den muffigen, gaenzlich mit Blumenstraengen geschmueckten und mit Oellampen ausgeleuchteten Tempel, um einen Blick auf die Gottesstatue zu werfen und dem Gott zu huldigen. Und ich habe sogar ein Fernsehinterview fuer einen nationalen Sender gegeben. Ganz Indien konnte mich fuer ganze zwei Sekunden sehen.

Donnerstag, 30. August 2007

Gokarna

Endlich habe ich das lang ersehnte Meer erreicht - es regnet! Mein Wetterglueck hat mich offensichtlich verlassen. Das haelt mich jedoch nicht davon ab das Strandambiente zu geniessen. Man kann sich zwar nicht auf dem Strand roesten lassen, aber dafuer habe ich viel mehr Strand fuer mich alleine. Das heisst mir und Rebecka gehoert quasi eine Seite von gabelfoermigen Om Beach. Eigentlich haben sich fuenf Hunde diese Seite fuer sich beansprucht. Diese hilfbereiten Koeter begleiten mich staendig, als ob sie wuessten das manche europaeische Touristen ein weiches Herz fuer indische Hunde haben und diese nach Hause nehmen. Es ist aber auch durchaus moeglich, dass man von einem Zischen und Plaetschern aus der morgenlichen Meditation gerissen wird, die Augen oeffnet und sich Gesicht zu Gesicht mit einer hiesigen Zergkuh befindet, welche einem beschnuppert. Die im Schatten von hohen Kokosnusspalmen stehenden Huetten vom Ganesh Cafe, eine Art lokales Pup, werden ebenfalls von allerlei Tieren belebt, u.a. ein ein monatiges Zergkalb. Es gibt mir das Gefuehl auf einem Bauernhof direkt am Meer zu leben.
Auf der anderen Seite des Om Beaches befindet sich das Namaste Cafe, wo man zwei Meter (bei Flut) vom Meer entfernt fruehstuecken kann. Ausserdem laesst sich von hier hervorragend das stetige Treiben der Fischer beobachten oder man amuesiert sich ueber die Touristen, welche bei Regen und Flut mit Sack und Pack eine Unterkunft suchen.
Ein optimaler Ort, um sein Hirn fuer ein paar Tage abzuschalten und die vielen Erlebnisse und Eindruecke der vergangenen Wochen zu verarbeiten.

Samstag, 25. August 2007

Ankola

Es ist halb sieben morgens - ich sitze auf der Strasse vor einem Fruehstuecksstand in Hampi. Waehrend ich meine Idlis geniesse, beobachte ich wie die Leute den Dreck vor ihren Shops auf die Strasse wischen, Zaehne putzen und die Spucke auf die Strassen speien.
Das heutige geplante Ziel ist Gokarna - eine 8-10 Stunden Fahrt mit 1 bis 2 mal umsteigen. Mit einem ersten Bus gelange ich nach Hospel, der naechste Town. Dieser faehrt aber in Folge eines Streikes nur bis zum Stadtrand. Ich will mich von den Rickshawfahrern nicht abzochen lassen und entschliesse mich die restliche Strecke zu Fuss zurueckzulegen. Nach einem gutem Fussmarsch erreiche ich einen leeren Busbahnhof. Krishna ist aber guetig zu mir und schickt mir jemanden, der mir seine Hilfe anbietet und welcher zufaelligerweise auch eine Rickshaw besitzt. Der Rickshawfahrer schlaegt mir vor zu versuchen einen Bus auf der Umfahrungsstrasse zu erwischen - mit einer zweiten Rickshaw komme ich dann auch wirklich da an. Der Highway wird vorallem von Lastwagen befahren - nach 45 Minuten haelt endlich ein Bus fuer den naechsten Town. Nach drei weiteren Bussen erreiche ich Hubli - eine groessere Drehachse von wo ich erhoffe einen direkten Bus nach Gokarna zu erwischen. Ich steige aus dem Bus aus - mein Magen fuehlt sich von den vielen Good Luck Biskuits etwas durcheinander an. Zum Glueck scheint genuegend Zeit fuer eine Mittagspause vorhanden zu sein.
Ich komme zwanzig Minuten vor der eigentlich Abfahrt des direkten Busses vom Restaurant zurueck zum Busbahnhof, wo man sagt mir sagt, dasa der Bus nach Gokarna vor ein paar Minuten abgefahren sei! Gestaerkt von einem feinen Thali (und ein paar inneren Oms) scheint meiner Stimmung nichts anhaben zu koennen und ich warte wiederum auf den Bus in den naechsten Town.
Es ist jetzt 21 Uhr - ich sitze in einem Busbahnhof wenige Kilometer von meinem Ziel entfernt und warte auf den naechsten Bus...ich gebe auf!

Freitag, 24. August 2007

Hampi

Ich erwache auf einer ueberdimensionalen Hutablage - sie nennen es hier Sleeperbus. Der Bus steht am Strassenrand und alle Passagiere steigen aus. Ich habe die 10 Stundenfahrt, mit der Ausnahme einer kurzen Pinkelpause, durchgeschlafen. Das wird definitiv meine langweiligste Reise in Indien gewesen sein.
Mit einem weiteren Bus geht's durch Palmenplantagen, Felsformationen, alten Palaesten und Tempeln. Es scheint hier fuer jeden einzelnen einen besonderen Stein oder Schrein mit den entsprechenden Vibes zum Meditieren zu haben - die meisten Touristen haengen jedoch im Restaurant Mango Tree rum - was man durchaus auch zur eine Art Meditation zaehlen sollte!
Hier noch ein Tagesausflug der nicht im Lonely Planet steht:
Zu Fuss zumm Vittala Tempel und dann ostwaerts weiter durch den Bazaar zum Fluss. Dort mit einer Coracle, eine Art Nussschale aus Bambusgeflochten, den Fluss nach Anegondi ueberqueren. Das Durch durch das noerdliche Gate verlassen und nach links abbiegen. Dann geht's am Purga Tempel, Laksmi Tempel und Hanuman Tempel (Monkey Tempel, vorher mit Steine bewaffnen!) vorbei. Letzterer bietet einem eine fantastische Aussicht auf die in der Umgebung verstreuten Ruinen und Felsformationen. Von dort weiter zum naechsten Dorf und runter zum Fluss. Der Seitenarm kann man ueber eine zusammengebrochene Bruecke ueberqueren! Ich stand knietief im Wasser (Regenzeit) und haette es nicht gewagt, wenn mich nicht eine alter Mann mit Stock an der Hand genommen haette! Und dann schlussendlich mit einer weiteren Coracle zurueck zum anderen Ufer. In den jeweiligen Doerfern findet man auch Unterkuenfte!

Montag, 20. August 2007

Hyderabad

Ich sitze im Expresszug nach Hyderabad - 530 Km in 10 Stunden - Sleeper Klasse. Im Minutentakt laeuft irgendeiner an meinem Abteil vorbei und will mir was verkaufen oder im Geld betteln. Dabei mache ich meine erste Begegnung mit den indischen Eunuchen. Diese behaarten Frauen im Sari mit tiefer Stimme sind eine kuriose Erscheinung. Bei deren Familie sind die Gene durcheinander geraten. Sie werden als normale Maedchen geboren, aber in der Pupertaet verwandelt sich ihr Koerper, die Stimme und der Gang in dessen eines Mannes. Und ihnen bleibt nichts anderes uebrig als zu beteln.
Mein Hotel (Suhail) liegt gleich neben dem besten Restaurant (Kamat Hotel) in der Stadt
, wo ich mein erstes suedindisches Thali serviert bekomme - eine handvoll verschiedene Gerichte auf Bananenblaettern hergerichtet - fantastisch! Ich koennte den ganzen Tag zwischen Hotel und Restaurant verbringen. Jedoch in den letzten Wochen habe ich viele Staedte besucht und die gleichen sich irgendwie alle. Aber auch die Tempel, Forts undPalaeste nehme ich oft nur noch als alte Gebauede wahr. Und schlussendlich geben mir die Rickshawfahrer, deren Englisch hier besonders duenn ist, den Rest. Die fahren einfach drauflos, ohne verstanden zu haben wo man eigentlich hin moechte, waehrend der Zaehler tickt!
Aus diesem Grund machen Rebecka und ich eine voll durchorganisierte Touri-Tour zur Ramoji Film City, um uns das weltgroesste Filmgelaende anzuschauen. Die Film City ist aber eher ein Verschnitt von World Disney, Zirkus und viel Kitsch. Nebst einer kurzen Busrundfahrt durch das Filmgelaende werden verschiedene Vorfuehrungen angeboten, z.B. Tower, Action oder Wild West. Die Reihenfolge der Vorfuehrungen, und somit der Tagesablauf, ist durch deren Zeitplan bestimmt. Und jeder scheint hier zu wissen was ich mir als naechstes anschauen moechte.
Ich amuesiere mich vorallem ueber die Art und Weise wir man sich in Indien amuesiert. Und zu allerletzt: Die Hauptattraktion scheinen sowieso Rebecka und ich zu sein - jeder Besucher moechte ein Foto mit uns schiessen.

Freitag, 17. August 2007

Aurangabad

Nach einem Schuhausziehmarathon in den ueber dreissig in den Fels geschlagenen Tempeln von Ajanta machen ich und Rebecka auf den Rueckweg nach Aurangabad. Wir stehen am Strassenrand und warten auf den naechsten Bus, als ein blankpoliertes Auto neben uns anhaelt. Das Fenster auf der Beifahrerseite geht runter und der komplett in weiss gekleidete Fahrer bietet uns eine Mitfahrgelegenheit nach Aurangabad an. Auf dem Beifahrersitz laechelt mich suechtern eine huebsche Inderin an. Dankend nahm ich (wir) das Angebot an. Ein kuehler Wind von der Klimaanlage kommt mir beim Einsteigen entgegen. Der Fahrer erklaert die pueppchenhafte Frau neben ihm sei seine Ehefrau. Sie sieht um einige Jahre juenger aus und gleicht nicht, wie fuer verheiratete Inderinnen ueblich, einem gemaesteten Bueffel. Der Mann am Steuer entschuldigt sich fuer die zahlreichen Unterbrechungen mit Anrufen auf seinem Mobiltelefon. Er gesteht ein, dass Telefonieren am Steuer gefaehrlich sein und unterstreicht, zeigend auf die dritte im Wagen sitzende Person, dass er normalerweise nicht selber fahre.
Wir schlaengeln uns zwischen Lastwagen, Busse, Velos, Motorraeder, Fussgaenger, Pferdewagen, Kuehe, Ziegen, Hunde und Schafe durch. Beim Eindunkeln wird die Fahrt zum Reaktionsspiel. Die anderen Verkehrsteilnehmer erscheinen ploetzlich im Lichtkegel. Diejenigen, welche eine funktionierende Scheinwerfer haben, benutzen ausschliesslich die Lichthupe - falls sie es fuer noetig halten. Zum Glueck kommen wir der Stadt naeher - das Gespraech geht ueber zu unserem "guenstigen" Hotel. Offensichtlich haben sie bei vorherigen Besuchen schlechte Erfahrungen mit teuren Hotels gemacht. Wir garantieren ihm, dass unser Zimmer (indisch-) sauber sei. Woraufhin wir bis vor unser Hotel gefuehrt werden. Die drei wollen dann leider doch nicht in diesem Hotel absteigen, da keinen Autoeinstellplatz zur Verfuegung steht!

Mittwoch, 15. August 2007

Vadodara

Ein kurzer Halt irgendwo in zwischen Nord und Sued. Die stark verwestliche Universitaetsstadt erheitert sich an meinem Lungi - ich sehe es aber als eine Bildungsluecke! Es ist unanfechtbar die beste Bekleidung in dieser Hitze. Und ich glaube mittlerweilen saemtliche Tricks und Tuecken des rocktragens gelernt zu haben, z.B. da man sich fuer's Motorradfahren auch die Oberschenkel mit einer Sonnencreme einreiben sollte.

Montag, 13. August 2007

Udaipur

Das satte Gruen von Udaipurs Umgebung erscheint mir als unwirklich. Die Wolken liegen jedoch tief in den Huegeln und ich bekomme von der angeblich schoenen Umgebung nicht viel mit. Die Sonne vermag sich nachmittags durchzusetzen, ansonsten werden Koerper und Geist mit kurzen Regenguessen erfrischt. Der abendliche frische Wind bringt mich in meiner duennen Kurta sogar zum Frosteln - und tatsaechlich ich geniesse es!

Mittwoch, 8. August 2007

Jaisalmer, Safari

Jaisalmer liegt in der Mitte der Thar-Wueste - der angeblich zweitgroessten Wueste der Welt. Auf einer Kamelsafari moechte ich mit Rebecka, eine Schwedin, meine ersten Erfahrungen im Reiten und dieser Art von Landschaft machen.
Hoch zu Kamel durchqueren wir die Stadt. Der Sattel ist hoch - extrem hoch - beim Gehen wird mir durch das Schwanken beinahe schwindlich. Mein Kamel heisst Jonny, ist 7 Jahre alt und manchmal etwas tollpatschig. Er scheint auch nicht viel von meinen Kommandos verstehen zu wollen und folgt vorallem seinem 15 Jahren alten Vater Jaqueli. Was mich auf keiner Weise stoert, da ich genuegend mit Reiten selbst und meinen bereits spuerbaren Reibstellen beschaeftigt bin. Das dritte Kamel, 2,5 Jahre alt, ist noch in Ausbildung. Es laesst sich nur wiedergespenstig aufsatteln und manifestiert dies stets mit lautem Rohren und heftigem Ausschlagen. Der Himmel ist bewoelkt, aber es wurde uns von ueberall versichert, dass wir viel Glueck mit dem Wetter haetten - da es nicht so heiss sei! In dieser Gegend soll es nie laenger als zwei Tage regnen und manchmal muesse man sogar 7 Jahre auf den naechsten Regenfall warten. Und der letzte Regenfall hatten wir bei unserer Ankunft in Jaisalmer miterlebt, als die ganze Wueste und Strassen mit Wasser ueberschwemmt wurde. Der Busfahrer muss auch ueberrascht gewesen sein, da am Bus keine Scheibenwischer montiert waren.
Guten Mutes verlassen wir also die Stadt, reiten durch die Wueste und kommen an kleinen Doerfern und bewaesserten Plantagen vorbei. Die Gegend ist zu meinem Erstauen um einiges gruener als ich's mir vorgestellt hatte. Ich lerne seitwaerts zu reiten, um meine Reibstellen zu entlasten, und lerne Jonny zum schnelleren Laufen sowie zum Traben zu ermuntern. Man muss die Kamele einfach zwischendurch etwas schlagen - im Prinzip wie bei kleinen Kindern! Abends erreichen wir eine Sandduene, wo wir unser Nachtlager aufschlagen. Ich liege gerade mit dem Ruecken auf dem warmen Sand und traeume vom Schlafen auf dieser kuschelig-warmen Duene, als ploetzlich ein Gewitter ueber uns einbricht. Schnell stapeln wir alles Material auf einen Haufen, decken es es mit einer Plache ab und suchen selbst darunter Unterschlupf. Das provisorische Zelt ist gerade gross genug, dass alle darunter zusammengepresst sitzen koennen. Ich sitze an einer Ecke und muss waehrend der ganzen Zeit das Zelt zusammenhalten. Wir verharren mehrere Stunden waehrend der Regen auf das Zeltdach peitscht und Blitze durch den Himmel donnern. Die beiden Fuehrer, Deena und Baba, scheinen sich aber bestens zu amuesieren. Das Zelt wird jedoch immer kleiner und ist jetzt kurz vor dem Kollabieren. Es ist jetzt morgens um 1 Uhr, inzwischen sind alle teilweise durchgenaesst, und wir koennen endlich unter der Plache hervorkriechen.
Am naechsten Morgen erwachen wir im Nieselregen. Das Wetter sieht nicht unbedingt vielversprechend aus, aber wir koennen unsere Sachen in der Nachmittagssonne zum Trocknen legen. Das gibt uns wieder Hoffnung die Safari weiterfuehren zu koennen. Ich benutze die Gelegenheit, um mich zu waschen und gehe zu einem halb ausgetrockneten Fluss. Ich stehe da keine fuenf Minuten, als schon ein Schafhirt aus dem Nichts auftaucht. Mit enormer Spannung verfolgt er, wie ich mich wasche. Offenbar sieht er zum ersten Mal einen nackten Auslaender, denke ich gerade, als eine Frau nicht weit weg von mir durchlaeuft. Sie kann es nicht lassen einen kurzen Blick auf mich zu werfen. Und ich werde mir bewusst, dass man in Indien selbst in der Wueste nie alleine ist. Abends zeigen sich wieder erneut Anzeichen eines Gewitters und wir wollen diesmal in einem Dorf Unterschlupf finden. Kurz nach dem Eindunkeln verlassen wir unser Lager und reiten durch die Dunkelheit. Kurze Zeit spaeter bricht ein schweres Gewitter ueber uns ein. Jonny faengt an sich wie ein zorniger Stier zu drehen und geht schlusslichendlich, wie die anderen Kamele, mit dem Hintern gegen den Regen zu Boden - Kamele weigern sich strickt im Regen zu arbeiten! Nicht unbedingt als Meister der Lage, aber mit etwas Stolz mich im Satteln gehalten zu haben, steige ich von meinem Kamel ab. Wir stecken mitten in der Wueste fest - durchnaesst bis auf die Unterwaesche! Mit der Plache spannen wir ein Dach und lehnen uns in der asiatischen Sitzposition gegen ein Kamel. Zum Glueck hoert der Regen bereits nach einer Stunde auf und wir koennen erneut aufbrechen. Wie muessen aber jetzt zu Fuss weitergehen, da die Kamelpfade vom Regen durchweicht sind. Nach einer weiteren Stunde erreichen wir das Dorf - zu spaet um nach Unterschlupf zu fragen. Wir stellen unser Lager in einem verlassen Haus auf. Das am Nachmittag sorgfaeltig getrockenete Material ist wieder mit Wasser durchtraenkt.
Am naechsten Morgen stelle ich fest, dass wir in einem Wartehaeusschen von einem Busstopp uebernachtet haben. Nur mir einem Chai gestaerkt reiten wir zurueck in Richtung Jaisalmer. Mein Koerper bewegt sich nun perfekt mit Jonnies Bewegungen und die Zuegel sind stets straff. Und es ist klar, dass Jonny und ich richtig dicke Freunde werden. Auch das Steuern wird immer zuverlaessiger. Mit etwas Ueberzeugung kann ich ihn sogar dazu bringen das Leittier zu ueberholen - wobei der Folge-Instinkt immer noch spuerbar praesent ist.
Bei unserer Ankunft erfahren wir, dass es in anderen Regionen Indiens zu grossen Ueberschwemmungen gekommen ist. Zudem war ein Bild von uns in der Rajasthani Zeitung mit dem Untertitel: Trotz Bewoelkung gehen Auslaender auf Kamel-Safari!

Freitag, 3. August 2007

Jodhpur

Ich schwitze hier bereits zum Fruehstueck meine Kurta voll. Die Stadt ist ziemlich hektisch - nur die Kamele scheint dies nicht zu stoeren, welche unbekuemmert Karren durch die Strassen Jodhpurs ziehen.
Hier finde ich ebenfalls einen Adapter fuer meinen MP3-Player, welcher mein Batterie-Ladegeraet ersetzen soll. Dieses ist mir naemlich auf den blanken Marmorboden gefallen. Der Adapter entspricht allerdings nicht den Anforderungen (Spannung, Leistung), aber in Indien scheint ja bekanntlich alles Moeglich zu sein. Vorsichtshalber lasse ich aber immer beim Laden den Ventilator im Zimmer laufen.

Montag, 30. Juli 2007

Pushkar

Der kleine magische Ort lebt von seiner spiritueller Stimmung, welche mich ein wenig an Varansi errinnert. Die Strassen sind stets mit Sadhus, Pilgern, Strassenverkaeufern und Zeremonien belebt. Jeden Tag scheint jemand seine Vermaehlung in den Gassen zu manifestieren.
In dieser Stadt muss man hoellisch aufpassen, dass einem keine dieser Gypsey-Girls die Hand gibt. Sie halten diese fest und bemalen sie innert Sekunden voll mit Henna-Farbe. Das Beenden der Handmalung kommt einem teuer zu stehen. Eine andere Moeglich sein Geld los zu werden, ist das Werfen einer Bluete in den Pushkarsee, welche Lebensfreude fuer jeden seiner vorher aufgezaehlten Familienmitgliedern (tot oder lebendig!) bringen soll. Ich hab's nicht probiert, sorry! Ich fuelle mich hier vorallem meine Kohlenhydratreserven mit italiensicher Pasta und Pizzas auf.
In den Huegeln Pushkars hab'ich einen Sadhu getroffen, welcher dort alleine in einem kleinen Tempel lebt. Mit seinem Wortschatz von einem Dutzent Englisch-Woertern erklaert er mir, dass er sich ausschliesslich von Kartoffeln ernaehrt! Dies ist vermutlich der lebende Beweis, das Yoga eine positive Wirkung auf den Koerper hat - der Mann sah naemlich bemerkenswert gesund aus!

Freitag, 27. Juli 2007

Akoda

Ich bin mit ein paar Franzosen mit dem Velo von Bundi in Richtung Akoda unterwegs. Zwei Inder auf einem Scooter halten uns an: "Very nice place - only 500 meter - please, come!" Ein schmaler Fusspfad fuehrt uns zu einem kleinen, vom Jungel ueberwachsenen Tempel. Ein halbes dozent Maenner begruessen uns beim Betreten des Tempels, welcher den Eindruck einen Maennerklubs zu sein macht. In der Mitte des Innenhofes steht ein kleiner Kaefig. Darin sitzt ein Mann und singt ohne Unterbruch heilige Sprechgesaenge aus einem dicken, alten Buch. Die Maenner sitzen im Schatten eines Baumes in einem Kreis und fangen an sich uns zu unterhalten. Inzwischen kommen noch mehr maennliche Besucher hinzu. Ein Mann gegenueber mir faengt an ein Pfeifchen zu stopfen, womit sich die Maenner direkt mit Gott verbinden wollen. Ein anderer geginnt mit der Zubereitung eines Bhang Lassies. Beim genaueren Umschauen entdecke ich doch noch ein paar auf dem Boden sitzenden Frauen, welche das Gemuese fuer das Abendessen ruesten. Wir sind natuerlich auch herzlich zum Essen eingeladen. Und es ueberrascht mich nicht, dass Sathi von Sathi-Lassi spaeter auch noch vorschauen soll. Langsam kriegen wir jetzt aber weiche Knie. Es scheint das wir die Zeit bis zum Nachtessen hier nicht nuechtern zu ueberstehen wuerden und wir wollen den Ort verlassen. Dies wurde uns natuerlich nur mit dem Versprechen zum Abendessen wieder zurueck zu sein erlaubt.

Donnerstag, 26. Juli 2007

Bundi

Im Orchester der Lastwagen- und Bushupen, sowie der Musik aus meinem Mp3-Player fahre ich auf der Strasse nach Bundi. Die Strasse macht einen Bogen um einen mit Baeumen ueberwaechsenen Huegel und oeffnet die Sicht auf eine Stadt gepunktet mit zahlreichen hellblau bemalten Haeusern. Ein riesiger Palast ueberschaut die Stadt von einem Huegel auf dessen Ruecken sich ein Fort erstreckt. Mit Freude stelle ich fest, dass der Bus von der Hauptstrasse abbiegt und in diese Stadt faehrt - es ist Bundi!
Die Stimmung in Bund ist bemerkenswert gelassen und friedlich. Allen scheint es hier gt zu gehen - niemand grat mich fuer Geld oder will mir was verkaufen. Bei Stathi Lassi, sein Lassi ist woertlich wiedergegeben "der Knaller", krieg'ich eine Einfuehrung in seine Eigenkreationen: Lassi mit Marijuhana (Bhang Lassi) oder irgendwelchen Baumblaettern, welche eine aendliche Wirkung haben sollen.
Rezept: Joghurt, Zucker, Honig, Saffran, Kardamon, Cashnewnuts, Pistazien, Rosinen, (schwarzer Pfeffer)

Dienstag, 24. Juli 2007

Jaipur

Jaipur ist ein Ort, wo sich die Palaeste mit den Forts schmischen und wo Kamele auf Elefanten treffen. Die Temperatur betragt nur 35 Grad, die hohe Luftfeuchigkeit macht die Nachmittage jedoch unertraeglich. Manchmal steh'ich unter der laufenden Dusche und ertappe mich wie ich nach dem Kaltwserhahn suche - aber es ist bereits das "Kaltwasser" am laufen. Nebst der reinigenden Funktion der Dusche macht es faktisch keinen Unterschied, ob man unter der Dusche steht oder nicht. Das Abtrocknen kann man sich daher auch ersparen. Die einzige Moeglichkeiten sich abzukuehlen besteht in klimatisierten Raeumen oder plitsch-nass vor einen Ventilator zu stehen. Und ich stelle mich besorgniserregend fest, dass ich bereits anfange wie ein Inder zu denken: Regen ist gut, erfrischt den Koerper! Ich gestehe den Moment nach einem nachmittaeglichen Regenguss zu geniesen. Aber ich hoffe das sich dies nur bezueglich des Wetters beschraenkt - alles andere waere wohl eine Katastrophe!

Freitag, 20. Juli 2007

Gwalior

Entaeuscht verlasse ich den Jai Vilas Palace. Die Kindskoepfe auf der Strasse rufen mir mal wieder von ueberall hinterher. Der Versuch mit einheimischer Kleidung meine Identitaet zu verschleiern ist teils misslungen. Die Inder finden meinen Varanasi Stil mega cool: "Nice Style", "Halo handsome man", "Hello Mr. indian dress" wird mir staendig nachgerufen, um nur ein paar Beispiele zu nennen! Aber jetzt gibt's kein zurueck mehr, da ich einen grossen Teil meiner Kleider verschenkt habe. Zumindest scheinen mir die Bettler etwas weniger aufdringlich zu sein.
Ich laufe direkt in eine Vorstellung eines hiesigen Zirkus. Das Programm ueberrascht mit seiner Vielfaeltigkeit. Die Auffuehrungen sind allerdings alle etwas unspektulaerer, amateurhafter und unmotivierter als ich's mir gewohnt bin - indischer eben! Ein Jongleur gibt sein Bestes, ein paar Hunde und ein Nilpferde beweisen ihr Talent. Und jetzt kommt eine staemmige Frau in die Arena. Sie verschluckt vier bis sechs Liter Wasser und stellt sich auf ein Stuehlchen. Mit Spannung erwarte was sie nun als nachstes tut wird und ich mache mich auf eine Urin-Performance gefasst. Aber die Frau presst das Wasser fontaenenartig wieder aus dem Mund. Das ist unschlagbar, denke ich und die Artistin stemmt nochmals ein paar Liter an. Diesmal wirft sie noch ein paar Fische hinterher, laeuft einmal rund um die Arena und beginnt einer nach dem anderen wieder rauszuspucken.
Leider konnte ich nicht erkennen, ob die Fische die Prozedur ueberlebt haben. Spaeter habe ich erfahren, dass die tierfreundliche Version eine Yoga-Uebung zur Reinigung des Koerpers sein soll!

Donnerstag, 19. Juli 2007

Orcha

Ein indischen Tali wird korrekterweise mit der rechten Hand Hand gegessen. Chapati in Stuecke reissen, den Reis mit den Curries vermischen und die Masse in den Mund fuehren - alles wird ausschliesslich mit der nackten rechten Hand gemacht. Was soll man mit der linken Hand tun - hab'ich mich bis Heute gefragt. Ich weiss, die linke Hand gilt als unrein, da sie zum Waschen des Allerwertesten benutzt wird. Grundsaetzlich geht man in Indien besser durchs Leben, wenn man sich keine Gedanken ueber Effizienz macht. Heute nach einem ersten Monsoonregen habe ich jedoch meine Antwort erhalten: Die linke dient zur Verteigungung des Essens vor den Fliegen, sowie die Abwehr vor Muecken und anderen laestigen Insekten.

Mittwoch, 18. Juli 2007

Khajuraho

Ohrenbetaeubende Musik vor meinem Hotel erweckt meine Neugier. Ein Mann aus dem Ort sei Vater geworden und schmeisse zu diesem Anlass eine Party. Ich werde aufdringlichst eingeladen.
In der Mitte des quatratischen Zeltes steht ein Tandoori-Ofen, wo zwei Maenner riesige Teigballen kneten und Chapati backen. Das Dach ist mit Lichter- und Glitzerketten geschmueckt. An zwei Seiten stehen Maenner fuer das Buffet, welches mit Dal, Curries Sweets und Reis beladen ist. Es herrscht Cocktailparty-Stimmung: Lauter Maenner stehen in kleinen Gruppen rum. In der linken Hand das Teller und die recht Hand im Essen resp. im Mund. Die Frauen haben sie angeblich in einem anderen Raum untergebracht - so sei es Tradition! Die Kinder huepfen auf der Buehne, welche aus abwechslungsweise leuchtenden Quadrate mit Sternenmuster besteht.
Ich stuerze mich auf das Buffet und gerate wie erwartet in die uebliche Fragerei: "Which Country?", "Are you married?", "How long in India?". Das Gespraechsthema auf ein interesannteres Niveau zu bringen fruchet leider nur sehr selten. Auf jeden Fall sollte man immer behaupten India is great! Seit einer Erfahrung in Allahabad, wo mich ein Inder aus einer Bar werfen wollte, gehe ich die Angelegenheit sehr behutsam an.Damals versuchte ich mit einem Unprofessor ein interlektuelles Gespraech ueber die Entwiclung des Landes und Traffic-Jam zu fuehren. Sein charismatischer Freund reagierte darauf allerdings etwas temparamentvoll. India sei great und belegte dies zweifellos in dem er mich fragte, ob ich den Taj Mahal gesehen habe. Anschliessend wollte er mich hoefflich zu meinem Hotel begleiten lassen. Spaeter stellte sich dann heraus, dass er in der Regierung fuer die Entwicklung der Region arbeitet...
Die Stimmung im Festzelt scheint sich langsam zu heben und ich kriege zahlreiche Angebote, um irgendwo im versteckten Alkohol oder Marihuana zu konsumieren. Ein anderer, vermutlich von den in der Gegend stehenden Kamasutra-Tempeln ueberreizten Mann, bietet mir sogar eine Frau fuer eine Nachr fuer Rp. 3000.- an. Inzwischen duerfen auch die Frauen am Rande des Geschehens das Buffet kosten und die Maenner scheinen ihre anfaengliche Hemmungen verloren zu haben. Sie tanzen jetzt aeusserst peinlich zur noch schrecklicheren Musik. Keine Spur von den aus den Bollywoodfilmen bekannten Koreografien. Als ich meinem Gespraechspartner erzaehlte ich sei nicht im Ganges Baden gegangen verliert er offenbar sein Interesse an mir und ich beschliesse mich in meinem Hotelzimmer in Sicherheit zu bringen.

Montag, 16. Juli 2007

Varanasi

Nirgends in Indien versperren einem die Kuehe oefters den Weg als in den engen Gaesschen der freundlichen Altstadt von Varanasi. Entsprechend oft tritt man hier in die Kuhscheisse - vorallem Nachts! Jedoch der Anblick des Ganges zieht mich magisch an. Nichts scheint friedlicher und reiner zu sein als der Ganges. Die gewaltige im Abendlicht gelblich schimmernden Masse zieht scheinbart langsam an einem vorbei und versetzt einem automatisch in einen Meditationszustand. Die Hauptbeschaeftigung der Einheimischen scheint das Baden und Waschen im Ganges zu sein. Das Wasser ist allerdings 3000 mal verschmutzter ist, als es ein gesundes Bad zu lassen wuerde. Die Kinder jedoch Plantschen, tauchen und springen in das Wasser mit einer solchen Selbstverstaendlichkeit, dass ich mich zurueckhalten muss nicht hinterher zu springen. Eines Tages stehe ich an einem der Ghats und beobachte das Wasser. Eine Junge tritt neben mich heran und sagt: "Can salto!" Er bemerkt aber sofort, dass mein Aufmerksamkeit auf einem im Wasser treibenden Koerper gilt und meint: "This is a dead body!". Anscheinend hat das Holz mal fuer eine vollstaendige Verbrennung mal wieder nicht gereicht. Meistens ist der Wind gnaedig und weht die schwarzen Rauchschwaden vom Burning Ghat in eine andere Richtung. Doch manchmal herrscht auch auf der Terasse meines Hotels Barbecue-Stmmung - die Aussicht ist jedoch atemberaubend!
Mein geisticher Berater, Freund und Helfer in allen Situationen, Raju Bawa, behautete sogar es lebe Fische im Fluss und abends koenne man manchmal auch Frischwasser-Delphine beobachten. Ich habe ihm das nicht geglaubt, bis ich die Fische selber gesehen habe. Bei einem angeblichen Sauerstoffgehalt von 0% grenzt das tatsaechlich an einem Wunder und stelle die Heilligkeit des Gewaessers in keiner Weise mehr in Frage. Die von diesem Ort ausgehende Spiritualitaet hat mich sogar zu einen Schueler von Reiki gemacht. Was mich selber ueberraschte! Aber es schien mir der Ort und Zeit zu sein, um eine solche Erfahrung zu machen. Auch auesserlich bin ich kaum mehr wieder zu erkennen. Ich trage nun lange, weisee Kurta mit Pajama oder Lungis in den Farben der Shadus und Pilgern.
Der Monsoon macht sich jetzt langsam bemerkbar - der Wasserspiegel des Ganges steigt von Tag zu Tag. Ich moechte hier abreisen bevor der Regen die ganze Scheisse die Gassen ruter zum Ganges spuelt. Aber es gelingt mir nicht. Genau im Moment als ich mein Hotel verlasse, faengt es an heftig zu regnen und ich muss im Knoecheltiefen Dreckwasser zum Rickshawstand watten. Ein wahrer Test fuer meine antibakterielle Zinkbeschichtung meiner Teva-Schuhe.

Sonntag, 8. Juli 2007

Agra, Zugreservation

Ich ergreife die Fluct von Agra nach Tundla. Dort verspreche ich mir bessere Zuganschluesse nach Varanassi. Wer glaubt Indien sei ein entwickelt, der hat das Land noch nie mit dem Zug bereist. Ohne Platzreservation kriegt man nur Plaetze in der Ordinary Class. Dies Klasse garantiert ein tolles, indisches Zugerlebnis, aber ist fuer laengere Strecken wohl kaum ertragtbar. Fuer eine Reservation muss man an 3 Schaltern und die davor stehenden, langen, ungedultigen Warteschlagen bewaeltigen. Der gewohnte Raum und Abstand ist hierbei deutlich kleiner als in westlichen Laendern. Jeder Inder scheint immer so nah wie moeglich am Zielpunkt stehen zu wollen - in diesem Fall der Schalter. Die Koerper der hinten stehenden Leuten pressen sich in seinen Ruecken und man spuert den Atem im Nacken. Eine durch eine kleine Unaufmerksamkeit beim Aufschliessen erstandene Luecke wird sofort gefuellt. Beim ersten Schalter kriegt man kriegt man sein Antragsformular. Der besonders schwierige Punkt beim Ausfuellen dieses Zettels ist der Zugname. Dieser kann man sich beim zweiten Schalter, dem Inquiry Counter, einholen. Ist das Formular komplett ausgefuehlt, schreitet man zum Reservationsschalter vor. Der grundsaetzliche Fehler des Systems ist, dass man erst am letzten Schalter erfaehrt, ob es gewuneschten Zug und Zeit noch noch Plaetze frei sind und man ist unter Umstaenden gezwungen das Prozedere mehrmals zu wiederholen.
Heute bin ich in der 2. Runde rausgefault: man koenne mir nicht helfen! Immerhin befinde ich mich in einem Bahnhof, oder nicht? Nach eine Weile kann ich dem Beamten verstaendlich machen, dass ich einfach in den naechsten Zug steigen moechte. Daraufhin verweist er mich an einen weiteren Schalter, wo ich mir ein Ticket fuer die ueberfuellte Ordinary Class nach Lucknow erstehen kann.
Gestaerkt von einem Thali moechte dem Ganzen nochmals eine Chance geben und versuche eine Reservation von Lucknow nach Varanasi zu machen. Ich hole mir einen neuen Antragzettel und schreite 2 Minuten spaeter, voller Stolz auf das perfekt ausgefuellte Formular, an den Reserationsschalter. Der Beamte weist mich jedoch ab: closed, tomorrow! Das erklaerte dann auch die ueberraschend kurze Warteschlange, aber das haette man mir auch schon bereits beim Schalter 1 mitteilen koennen.
In Lucknow bin ich schlussendlich nie angekommen - habe offensichtlich verpasst umzusteigen...

Freitag, 6. Juli 2007

Delhi, Upper class

Schon bevor ich die Hauptstadt erreicht meldet sich der eruechtigte Delhi-Belly zurueck. Die Stadt scheint wirklich eine unglaubliche Einwirkung auf die Magen-Darm-Flora zu haben - obwohl auch die Uebermuedung und das Pilgeressen unterwegs seinen Beitrag geleistet haben mag.
Zurueck in Delhi bemannt mich ein unglaubliches Verlangen nach Kompfort, Luxus und Konsum. Mein Karma scheint der grenzenlosen Gier ausgeliefert zu sein, welche sich zudem durch meine branneuen Kreditkarte zu potenzieren scheint. Es ist Wochende und mit ein paar anderen Travelern tauchen wir ins Leben von Delhis High Society ein. Diese sehr kleine Teil der indischen Bevoelkerung lebt in einer Parallelwelt zum normalen Volk und strebt den Problemen der westlichen Welt nach: Macht, Geld und Schoenheit. Das Decoltee, Nase, usw werden bereits in den Teen nach dem Vorbild des aktuellen Stars chirurgisch nachgeholfen. Wir speisen in den bestenRestaurants der Stadt. Fuer den aufgebrummten Service Charge kann das Personal 2 Tage auf dem Hausboot mit Halbpension leben. Die Preise sind aber kein Garant fuer gutes Essen. Trotz allen Bemuehungen scheppern die Tassen und die Kerzen, welche von den Ventilatoren immer wieder ausgeblasen werden, muessen im Minutentakt wieder angezuendet werden.
Den zweiten Abend versuchen wir mit dem Besuch der Disko im 5 Sternehotels Milton zu toppen. Zu Fuss gehen wir die finstere Auffahrt zur Empfangshalle rauf. Wir erreichen den Hoteleingang und stehen vor lauter Autos von europaeischen Herstellern. Wir fuehlen uns total fehl am Platz - wir sind aber froh, dass wir nicht mit der Autorickshaw vorgefahren sind. Ein Tuerwaechter oeffnet uns freundlich das Tor zum Tempel des Kapitalismus und wir tauchen in die andere Welt ein. Diese Welt, welche ich hier nicht zu beschreiben mag, zaehlt fuer mich zu den Highlights in Delhi. Vermutlich sieht ein solches Hotel ueber all in der Welt gleich aus, aber die Toilette war bestimmt was besonderes. Zwei Maenner im Anorak helfen dem Gast sein Geschaeft moglichst reibungslos zu verrichten indem einer den Wasserhahn oeffnet und der andere trocknet einem die Haende ab.

Dienstag, 3. Juli 2007

Amritsar, Back to India

Heftiger Regen hat ueber Nacht die Strasse von Shrinigar nach Jammu mit Geroell ueberschwemmt. Seit mehreren Stunden geht's nur schrittweise voran. Immer wieder steigen wir aus dem Bus, warten und steigen wieder ein, um die naechsten 500 Meter zu bewaeltigen. Saemtliche Verkehrsregeln, falls ueberhaupt welche in Indien existieren, scheinen ausser Kraft gesetzt. Wer kann der faehrt auf der Gegenspur - was logischerweise dem Verkehr gaenzlich lahmlegt. Aber Traffic Jam ist kein Problem, sondern ist angeblich ein Teil der indischen Kultur. Die Lage ist somit aussichtslos. Am Ende lassen wir den Bus alleine weiterfahren, trinken Chai und holen diesen anschliessend wieder zu Fuss ein.
Nach 18,5 Stunden erreichen wir Jammu - es ist 1 Uhr in der Nacht. Der Ort laedt unter keinen Umstaenden fuer einen Aufenthalt ein, sei es auch nur fuer eine Nacht. Ein Ticket
verkauefer raet mir den 4 Uhr Bus zu nehmen, da angeblich am folgenden Tag wegen Demonstrationen keine Busse fahren sollen. Ich glaube ihm zwar nicht, aber irgendwie ist die Nacht sowieso futsch und ich entschliesse mich mit ein paar Freunde am Busstand zu machen. Ein Sandsack-Bunker der Polizei ist nicht weit entfernt und ich fuehle mich relativ gut aufgehoben. Das Treiben am Busstand ist recht unterhaltsam und nach zahlreichen Chai's trifft mein Bus ein.
Nach weiteren 6 Stunden erreiche ich schlussendlich Amitsar und seinen Golden Temple, in dessen Schlafsaal ich eine weitere Nacht auf einem Brett ohne Kissen verbringe. Doch die Tortur hat sich gelohnt. Der Tempel mit seinen dauernd laufenden Zeremonien ist ein einmaliges Erlebnis.
Spaeter erfahre ich aus der Zeitung, dass an diesem Tag in Jammu Busse mit Steinen beworfen wurden. Dies erklaerte dann auch die Einschlagsloecher in den Fensters des Zuges, in welchem ich sass und die Nachricht ueber die Unruhen las.

Freitag, 29. Juni 2007

Kashmir, Little Switzerland

Die Region Kasmir nennt sich gerne das Little Switzerland. Nebst den Bergen und den Gletschern ist diese Region vorallem auch fuer seine Teppiche, attratkiven Leuten sowie fuer die Kaempfe gegen paktistanische Rebellen entlang der Grenze. Diese galt in den vergangenen Jahren als sicher. Allerdings gibt's fuer den Touristen oft unsichtbare Unruhen in Kasmirs Staeten. Mit einer unglaublichen Militaer- und Polizeipraesenz bemueht man sich um die Sicherheit. Gepanzerte Fahrzeuge mit Schuetzen auf dem Dach gehoeren zur Tagesordnung und saemtliche Strassen und wichtigen Gebauede werden ueberwacht. In der Stadt Srinigar steht oft alle 10 Meter ein Polizist, der seine Macht mit einem geladenene Maschinenengewehr mit durchsichtigem Magazin demostriert. Selbst an den Hauptstrassen ausserhalb der Stadt steht immer wieder ein Maennchen am Strassenrand. Solange alle auf der gleichen Seite stehen, verleiht einem diese Praesenz ein beruhigendes Gefuehl. Allerdings sind sich selbst die Israelies eine solche Ueberwachung nicht gewohnt.
Die meisten Touristen finden den Weg zu Srinigar vorallem, um die aussergewoehnliche Atmosphaere auf einem Hausboot auf dem Dal Lake zu erleben. Mit einer Shikara (Gondola a la Venedig) kann man sich durch die Kanaele entlang der Booten, schwimmenden Gaerten und auf stelzen gebauten Haeusern rudern lassen. Ich habe hier eine Bleibe auf einem solchen Boot gefunden, welches ich mit ein paar Touristen und der hier lebenden Familie teile. Die Besitzer nehmen mich mit offenen Armen auf, das Essen schmeckt vollzueglich und ich moechte hier ein paar Tage ausspannen. Bereits am ersten Tag wollen sie mich aber wegen einer Ueberbuchung wieder rauswerfen. Ich bestehe aber zu bleiben und folglich kommt es zu einer Auseinandersetzung mit der kompletten Familie. Sogar die Grossmutter kommt von nebenan hergeeilt, welche mich dauernt Mein Sohn nennt und versucht mich duch Streicheln des Unterarmes zu besaenftigen. Schlussendlich einigen wir uns, dass ich auf dem Boot des verstorbenen Ehemannes uebernachten darf. Die Ausstattung des Bootes ist sehr traditionel gehalten, d.h. Stubenboden und ein Maettelchen, welches sich allerhoechstens fuer Gymnastikuebungen eignet. Das Badezimmer, ausserhalb des Bootes, hat mit seiner elektrischen Installationen einen strengen Suizid Charaktar. Alles in allem aber eine tolle Erfahrung und fuer Rp 100.- (SFR 3.-) inkl Fruehstueck und feines Nachtessen sehr preiswert.

Sonntag, 24. Juni 2007

Leh

Nach zwei Tagen haben sich meine Atemwege endlich wieder normalisiert und mein Koerper an die Hoehe angepasst. Dafuer konnte ich den Honeymoon-/ Indian-middle-class-Touristen entfliehen. Offenbar ist Leh weit genug von Dehli entfernt, so das es nicht mehr in deren Budjet passt.
Ich bin mit 3 esoterischen Girls aus Wales unterwegs. Zwei davon sind ein Paar und die andere ist auch eher andersrum. Beim Betreten einer Gompa (Tipetisches, buddistisches Kloster) werden sie jeweils ganz euphorisch und stammeln was von Energien. Beim ersten Mal dachte ich es liege an den starken Raeucherstaebchen. Aber sie werfen sich dann vor jeder Statue, wo ein Durchschnittsbuddist eine tiefe Verbeugung macht, auf die Knie.
Ich moechte das nicht werten - die einen Traveler befassen sich einfach mehr und die anderen etwas weniger mit dieser spirtuellen Welt.

Freitag, 22. Juni 2007

Quer durch den Himalya

Auf der anderen Seite des Himalya befindet sich das Gebiet Ladakh, welches sich auf dem tibetischem Hochplateau befindet. Es wird wegen seinen Aehnlichkeiten auch Little Tibet genannt und gehoert zu den abgelegesten Gegenden der Welt. Der Weg (475km) von Manali nach Leh dauert 2 Tage und fuehrt ueber zahlreiche Paesse, durch endlose Taeler und ueber steppenartige Hochplateaus. Darunter der welt-zweithoechste, befahrene Pass Tanglang La.
Mit dem MP3-Player (mit vollgeladener Batterie) und warmen Kleidern im Handgepaeck mach'ich mich auf den Weg zur Busstation, wo ich noch schnell einen Chai hinunter kippe bevor der Bus ankommt. Zu meiner Ueberraschung macht der Bus einen ziemlich bequemen Eindruck (bewegbare Rueckenlehnen!). Zudem befindet sich ein nur minimaler Altar in der Fuehrerkabine, was mein Vertrauen zum Fahrer augenblicklich festigt. Schleichend geht es ueber die Paesse. Die Strasse, meist nur einspurig, schlaengelt sich sich manchmal so eng die Berge raufm dass man auf die hinterher fahrenden Fahrzeuge spucken koennte. Ein anderer Unterschied zu unseren Alpen ist, dass man hier in einem Tal auf 3500 m stehen kann und beim Betrachten der Gipfel immer noch Nackenstarre kriegt.
Nach 15 Stunden erreichen wir dann schliesslich unser Zeltlager, wo wir uebernachten werden. Am zweiten Tag geht es dann schon wieder frueh weiter - und bedeutent staubiger! Wegen der mit Staub gefuehlten Lunge kriege ich manchmal Atemnot. Nach weiteren 12 Stunden erreichen wir das langersehnte Leh.
Diese Busfahrt gehoert bestimmt zu den spektaktulaersten in Indien - aber auch zu denen, wo man sich schwoert es nie wieder zu tun.
Frueher oder spaeter wird sich allerings die Frage aufdraengen, wie ich wieder auf die andere Seite des Himalayas komme...

Dienstag, 19. Juni 2007

Vashisht

Der Temple von Vashisht hat oeffentliche Themalbaeder und macht das Bergdorf zu so was wie Leukerbad vor 50 Jahren. Leider habe ich nie die Gelegenheit gehabt herauszufinden, ob im Frauenbad auch weisses Zeugs im Wasser herumschwebt. Allerdings hat man mir garantiert, dass das Bad jeden Abend gereinigt wird - selbst ein ganzes Dorf koennte nicht soviel weisses Zeugs produzieren.
Nach dem Fruehstueck und meinem morgendlichen Bad mache ich mich zu Fuss nach Solang Nullah, das beste Skigebiet von Himachal Pradesh, auf. Ein Pfad fuehrt runter zur Passstrasse, man ueberquert den Fluss ueber eine wackelige Bruecke und von da soll ich zwei Doerfer weiterlaufen und dann links...Der Weg fuehrt durch Bergdoerfer, ueber Gemuesefelder sowie Obstplantagen. Leider bin ich etwas zu spaet aufgebrochen und riskiere in den nachmittaeglichen Regen zu geraten. Haett'ich nicht so rumgelungert - waer'ich doch nicht ins Bad gegangen. Aber was solls, zumindest hab'ich meinen SFR 3.50 Regenschutz dabei, welcher dem Regen standhalten sollte.
Eingangs Solang Valley finde ich Cafe vor, wo ich fuer einen Chai einkehre. Beim ueblichen Smalltalk frage ich meinem Gegenueber was er so mache, dieser anwortet, er sei Polizist in Delhi - ups, solchesgleichen sollte man lieber aus dem Weg gehen. Mit Stolz zeigt er mir dann auch gleich seine Pistole und bestaetigt mir, er trage sie 24 auf 7. Zum Glueck ist er in den Ferien und ich kann meinen Weg zur Talstation weiterfuehren. Zum Skiresort moechte ich keine Worte verschwenden - jedenfalls beginnt es wie befuerchtet auf dem Rueckweg an zu regnen. Ich enscheide mich auf der Passstrasse nach einer Mitfahrgelegenheit Ausschau zu halten. Nach eine Weile stelle ich fest, dass ich 1. auf der linken Strassenseite stehen sollte und 2. das alle Autos vollgestopft mit middle class Indern sind. Irgendwann haelt dann doch noch ein Autorickshaw-Pickup - der Fahrer ist ziemlich easy drauf. Auf halbem Weg haelt er an und meint: "Just one minute, smoke just a joint". Nun, das erklaert seine aussprochen gute Stimmung und ich finde diese im Moment durchaus ausreichend. Allerdings beruhigt mich der Fakt, dass man fuer einen Joint laenger als eine Minute braucht
- so ist es dann auch - der Fahrer kommt mit einem Paeckchen Marihuana zurueck.
Schlussendlich kam ich nur halbfeucht bei meinem Hotel an und beendete den Nachmittag mit einer feinen Mango und natuerlich einem heissen Bad.

Freitag, 15. Juni 2007

Mcleod Ganj, Dalai Lama

Die Orte welche ich bisher auf dieser Reise besucht habe, lassen sich einteilen in:
  • Orte mit Touristen-Attraktionen, welche mit indischen middle class (leicht erkennbar an den dicken Baeuchen und tollen Mobiles) und anderen Touristen ueberlaufen sind. Die Menuekarten gleichen sich ueberall und sind entsprechend multi-kulturell ausgerichtet - von chinesisch, ueber griechisch bis zur italienischen Pizza.
  • Sogenannte Hangouts, wo es nichts zu sehen gibt, ausser Hippies und andere skurrile Personen. Diese sehen ueblicherweise weniger europaeisch aus als die Einheimischen. Auch hier findet man die multi-kulti Kueche vor, wobei die Israelische nicht fehlen darf. Entsprechende Angebote in Yoga, Reiki, Thai-Chi und fragwuerdigen Selbsterfahrungskursen sind natuerlich auch zahlreich vorhanden.
  • Orte die absolute stillstehen und wo man waehrend Tagen keinen einzigen Touristen sieht.
Mcleod Ganj gehoert zur ersten Gruppe. Hier ist das Zuhause seiner Heiligkeit - der 14. Dalai Lama. Leider war er gerade auf Reisen - weshalb er mich nicht persoenlich empfangen konnte - aber immerhin stand ich vor seiner Haustuere. An diesem Ort erfaehrt man auch mehr ueber die Invasion der Chinesen in Tibet und den zahlreichen im Exil lebenden Tibetern.
Bagshu, ein 20min. Spazierung von Mcleod, gehoert definitiv zu den Hangouts.

Samstag, 9. Juni 2007

Shimla, Bye bye Mastercard

Shimla ist eine auf einem Bergruecken gebaute Stadt, wo sich schon frueher im Sommer die Englaendern ueber die etwas kuehler Temperaturen erfreuten.
Mein Wertsachen sind klever verteilt: Checks im grossen Rucksack, Kreditkarte im Kleinen und die EC, na ja, im Geldbeutel. Waehrend ich feines Tandoori Chicken verspeiste, hat sich eine Menge Leute auf der Strasse zurueck in mein Hotel angesammelt. Ich versuchte einen anderen Weg zu finden, aber keine Chance, ich musste da durch. Waehrend ich mich also auf meinen Tagesrucksack achtete wurde mir das Porte-Monnaie aus der vorderen Hosentasche gestohlen. Keine schlechte Leistung! Jedenfalls war nun meine Maestrokarte weg.
Den Verlust der Maestrokarte haette ich ja noch verkraften koennen, aber durch eine Verwechslung wurde mir die Kreditkarte gesperrt und jetzt hab'ich gar keine mehr!!! Zum Glueck sind das alles nur materiellle Dinge und ich werde ja sowieso bald mein Geist von meinem Koerper trennen lassen. Eines hab'ich aber daraus gelernt. Maestrokarten kann man wieder entsperren und Mastercard nicht!