Freitag, 9. November 2007

Bada

Bada ist die Basis fuer das Kutch Vipassana Center, wo die vom Buddha stammende Meditationstechnik in 10, 20, 30 oder 45 Tage Kursen vermittelt wird. Ueberdies wird den Studenten Grundlages des Dhamma, die Lehre Buddhas, vermittelt. Unter den Studenten befinden sich Inder von jung bis alt, welche durch Reinigung ihres Geistes mittels intensiver Meditation der Erleuchtung einen Schritt naeher bringen wollen oder mit Hilfe von Vipassana die Huerden ihres Lebens besser meistern wollen. Die Grundvoraussetzung des Purifizierungsprozesses ist das konsequente Verhindern von neuen Eindruecken, d.H. keine Unterhaltung, keine Kommunikation, keine Beruehrungen, Essen gegen die Wand, sowie keine Suenden. Oder anders gesagt, das Leben eines Moenks mit Schweigegeluebte. Waehrend dem Tag, welcher von 4 Uhr morgends beginnt, ist man vorallem mit Meditation (10,5 Stunden taeglich) beschaeftigt. Um 21 Uhr ist Lichterloeschen. Eine typische Meditationssession beginnt mit dem Erscheinen des Lehrers, welcher den DVD-Kurs zum Laufen bringt. Nach einem letzten Huesteln beginnt die Meditation. Die Inder fuehren jedoch ungeniert das Husten, Runzen, Furzen und Ruelpsen fort. Nach einer oder 2 Stunden absolutes bewegungsloses Sitzens, beginnt der erloesende Gebetsgesang vom Guru, welcher den Entspurt der Quaelerei ansagt. Anschliessend wird einem 5 Minuten Pause gewaehrt und man beginnt mit dem Einlaufen fuer die naechste Session im viel zu kleinen Rundlauf. Manche Vipassana Erfahrene behaupten Gott resp. Geister begegnet zu sein und andere behaupten sogar seitdem mit Tieren sprechen zu koennen.

Tag 0:
Wir kommen zu spaet an und die Zeit reicht gerade noch den Rucksack in das Zimmer zu werfen, bevor die Noble Silence beginnt. Der Lehrer erklaert, dass die Baendigung des Verstandes, wie das Zaehmen eines wilden Elefanten sei. Auweija, ich habe einen Elefanten in einem Camp gesehen, welcher ueber 2 Jahre in einem kleinen Kaefig gehalten und mit Bambusstoecken (anderswo benutzen sie auch Eisenstangen) geschlagen wurde!

Tag 1:
Ich verbringe meinen ersten Tag unter grossen Schmerzen von Kopf bis Fuss. Ich probiere alles aus, aber es hilft nichts. Meine Konzentration ist ebenfalls durch die Wut ueber den Lehrer beeindraechtigt, welcher mir jegendlich eine Rueckenstuetze gewaehren will. Er meint, ich soll mich besser auf meine Nasenspitze konzentrieren.

Tag 2:
Ich suche den Lehrer auf. Entweder kriege ich einen Stuhl oder ich gebe auf. Der Lehrer empfaengt mich mit viel Liebe und Mitgefuehl, wie sie von Buddha selbst stammen koennte. Dies kann ich nur erwiddern und die Angelegenheit ist in 2 Minuten geregelt. Vermutlich meine erste wirkliche Dhamma-Lektion.

Tag 3:
Ein Helfer erwischt mich, wie ich unbeabsichtigt meditierend das Areal verlassen will. Ich beginne taeglich meine Waesche zu machen, da durch meine geschaerften Sinne alles zu stinken scheint. Ausserdem ist es eine willkommene Nebenbeschaeftigung!

Tag 4:
Ich finde mich meditierend vor einem Baum wieder - ohne dies wirklich bewusst gewesen zu sein. Ich beginne mich 4 mal am Tag zu duschen. Ausserdem finde ich heraus warum einer der Studenten immer gebueckt herumlaueft. Anfangs dachte ich, es liege vielleicht an einer Fehlhaltung. Jedoch sah ich ihn heute mit einer Taschenlampe rumlaufen und er hat offensichtlich versucht keine Instekten zu zertreten. Der selbe Mann ist zudem Verantwortlich fuer 2 blinde Studenten. Da er diese nicht beruehren darf, fuehrt er sie an einem Stoecken herum und schaut, dass alle 3 keine Ameisen zertreten. Was fuer eine Verantwortung!

Tag 5:
Die Gaertner streichen meinen Lieblingsmeditierbaum rot-weiss an. Was ich ziemlich verwirrend finde. Ich wechsle die Seite in der Kantine, um zur Abwechslung ein paar neue Flecken an der Wand anzustarren.

Tag 6:
Ein Helfer erwischt mich zum dritten Mal. Diesmal versuche ich meditierend das Frauenareal zu betreten. Ich bin jetzt halb durch den Kurs und ein Abruch kommt jetzt nicht mehr in Frage.

Tag 7:
Ich wasche meine Kleider jetzt 2 mal am Tag. Mein Kopf fuehlt sich zielich dusselig an, da ich nie wirklich aus der Meditation herauskomme.

Tag 8:
Wegen des Divali-Festes wird das Programm unverhofft von 10 auf 9 Tage gekuerzt. Irgendwie bin ich froh, da mir die Stimme des Gurus und seine Gebetsgesaenge langsam auf den Geist gehen.

Tag 9:
Endlich duerfen wir wieder sprechen und koennen unsere Erfahrungen mit den anderen Studenten austauschen. Ueberraschenderweise scheinen mir die 9 Tage schnell vorbei gegangen zu sein. Ebenfalls die anfaenglichen Befuerchtungen, die strikten Regeln nicht einhalten zu koennen, sind nie wirklich ein Problem gewesen. Vermutlich war ich zu sehr mit mir selbst beschaeftigt. Ausserdem scheint mein Verstand irgendwann abgeschaltet zu haben. Instinktiv versuche ich jetzt wieder zwei Dinge zur selben Zeit zu machen, was mich ziemlich irritiert!

Tag 10:
Es ist nicht zur Erleuchtung gekommen und somit muss ich diesen Ort in meinem Koerper wieder verlassen - was ich jetzt kaum mehr erwarten kann! Aber auf jeden Fall war es ein einmaliges Erlebnis, dass mich physisch und mental mehr beansprucht hat, als ich mir haette vorstellen koennen. Erleuchtung oder nicht, meine weisse Kleider sind deutlich weisser geworden und haben bedeutent an Leuchtkraft gewonnen.

Fuer eventuelle zukuenftige Kursteilnehmer empfehle ich genuegend Waschmittel und ein gutes, neutrales Deo mitzubringen!

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