Dienstag, 30. Oktober 2007

Bhuj

Kein Nachbar der seine Waesche macht, kein Fernseher, nur dezenter Verkehrs- und Tempellaerm und keiner der seine morgentliche Atemmeditationsuebungen macht und ja, ich kann sogar die Voegel zwitschern hoeren. Ein wunderbares Erwachen im City Guest House. Tagsueber bin ich vorallem beschaeftigt mit dem lieben Nichtstun und geniesse vorallem die "Stille", wie ich sie vorher nie wahrgenommen haben. Ausserdem ist mir mal wieder Rebecka ueber den Weg gelaufen und es gibt vieles zu erzaehlen. Nichtsdestotrotz, ein Besuch im geisterhaften Prag Mahal lass ich mir nicht entgehen. Der von einem Erdbeben teils zerstoerten Palast macht einen furchterregenden Eindruck. Ueberall fliegen Voegel rum und verscheissen die halbverwesten, ausgestopften, an den Waenden haengenden Jagtrophen.

Sonntag, 28. Oktober 2007

Rajkot

Rajkot ist der Geburtsort von Gandhi. Ueberdies hinaus bekommt man hier nichts besonderers zu sehen und selbst dies ist enttaeuschend.

Samstag, 27. Oktober 2007

Palitana

Wenn dieser Town nicht der Ausgangspunkt fuer einer der bedeutesten Jain-Pilgerorte der Welt waere, wuerde ich behaupten dies ist ein Gott verlassener Ort. Meine Anwesenheit erweckt grosse Aufmerksamkeit und verursacht sogar beinahe Verkehrsunfaelle. Von ueberall werde ich von Kopf bis Fuss angestarrt, an den Staenden auf der Strasse herbeigerufen und fuer's Fotoknipsen beinahe angebettelt.
Es ist erneut extrem frueh morgens und ich habe eine kurze Nacht hinter mir. Mein Zimmernachbar musste bis Mitternacht seine Waesche waschen und zugleich mit voller Lautstaerke Fehrnsehen. Ich mache mich auf den Weg zur Shatrunjaga - ein Huegel welcher 863 Tempeln auf engster Flaeche auf seinem Ruecken traegt. Und erneut muss ich Stufen erklimmen - diesmal nur 3572 - allerdings der Muskelkater vom letzten Aufstieg ist immer noch tief in den Waden. Nach einer guten Stunde unspektulaerem Aufstieg, erreiche ich die Tore der Festung. Mit einem lauten Ram Ram im Chor der anderen warteten Maenner wird die Toroeffnung begruesst und gibt mir freien Blick auf die riesige Tempelstadt.
Etwas weiter oben, mitten im Fotofieber, halten mich Waerter auf, um mein nicht vorhandenes Kameraticket zu ueberpruefen. Die duenne Englischkenntnisse der Waerter machen jede Erklaerung sinnlos. Schlussendlich folgt mir einer der Maenner mit seinem Stoeckchen, welches er immer wieder am Boden schleift, damit ich hoere, dass er mir immer noch im Nacken ist. Beeindruckend was ein Stoeckchen auf das Ego der normalerweise eher kleinwuechsigen, indischen Maennern bewirken kann.

Freitag, 26. Oktober 2007

Junagath

Vergisst man die ueberfuellten Hauptstrassen, dann ist dies eine fantastische Stadt. Viele historische Gebaude haben hier ueberlebt und die bunten, lebhaften Gaesschen der Altstadt sind beeindruckend. Nicht nur den Tourismus scheint man hier vergessen zu haben, sondern auch die Verrueckten - vermutlich zuviel Bangla, ein selbstgebrannter Schnaps. Die einten sammeln am Strassenrand Steine, als ob sie nach Gold schuerfen wuerden. Ein anderer bittet mich um meine Hilfe fuer das Ausfuellen eines Checks fuer ein deutsches Bankkonto!
Es ist 5 Uhr morgens, die Stadt ist am Erwachen und somit das Ende der naechtlichen Stille. Die Priester in den verschiedenen Moscheen schreien sich die Seele aus dem Leibe und Motorraeder-Traktoren erschuettern die Hotelmauern. Ich troeste mich jedoch damit, dass ich sowieso frueh ausstehen musste. Heute stehen 10`000 Stufen rauf zum Girnar Hill vor mir.
Der Pilgerweg fuehrt im Zig-Zag an verschiedenen, kleineren und groesseren Tempel, sowie zahlreichen kleinen Verpflegungsstaenden den felsigen Berg hinauf. Allerlei Leute kaempfen sich Stufe um Stufe ab zum auf der Spitze des Berges stehenden Tempels: Familien mit Kinder, Sadhus, Tochter mit 70-jaehrigen Mutter. Andere lassen sich in einer Dholis von Traegern rauftragen, waehrend sie meditieren, religoese Schriften lesen oder die aktuellen Geschaefte uebers Mobiltelefon erledigen. Es ist wirklich ein erlebnisreicher Aufstieg, welcher ich natuerlich als Schweizer locker reuessiere - trotz meines starken Schnupfens, welcher ich immer wieder in den AC-Zuegen zusammenlese.
Gestaerkt von einem Thali in einem Tempel nahe des Gipfels, mache ich mich wieder auf den Rueckweg. Die Natur ruft mich. Es koennte kein schlechterer Moment sein, denn ich habe wegen meiner Schnupferei nur noch 4 Blatt WC-Papier uebrig habe! Viele Traveller sind in solchen Situationen zu den Handwaschern uebergelaufen. Ich bin allerdings ueberzeugt, dass ich beim Papier bleiben sollte, da immer einwenig ein Durcheinander mit links und rechts habe. Und somit versuche ich die Situation mehr oder weniger sauber mit dem uebrig geliebenen Papier zu loesen.

Mittwoch, 24. Oktober 2007

Dwarka

Dieser abgelegene Town ist ein weiterer bedeutender Hindu Pilgerort. Die Zeit scheint hier etwas langsamer zu vergehen als anderswo. Die Stadt ist von der fuer indische Staedte ueblichen Hektik und Verkehrskaos bisher verschont geblieben, die Maenner laufen in traditioneller, weissen Kleidung und goldenen Ohrstoebsel rum und man trifft hier immer noch zahlreiche Normaden mit Kamelen, Schafen oder Ziegen auf den Strassen. Die Shopbesitzer schliessen ihre Geschaefte, wenn genuegend Geld in der Kasse ist.
Ein Mann im Hotel, er ist der Cousin vom Bruder des Hotelbesitzers, scheint froh ueber meine Anwesenheit und die mit sich bringende Abwechslung zu sein. Die Festivals Navrati und Dushera sind vorbei, jedoch die Gemeinschaft der Kuhmelker feiert hier noch ihr eigenes Festival. Ueber 40 Maenner und Frauen aus den umliegenden Bauerndoerfern haben sich in ihrem Tempelhof versammelt. Sie kochen, essen, singen, rauchen zusammen und als Hoehepunkt fuehren sie eine Prozession zum Haupttempel, dem Dwarkanath. Die Kuhmelker heissen mich willkommen - es ist fuer das vom Tourismus weitaus verschonten Volk eine Ehre einen Weissen als Gast zu haben. Innert Minuten schart sich eine Menge Leute um mich herum und fragen mich die ueblichen Fragen - und jeder, der neu hinzukommt, fragt mich die selben Fragen nochmals. Und natuerlich meine Digitalkamera mit Bildvorschau ist stets der Mittelpunkt der Unterhaltung.

Sonntag, 21. Oktober 2007

Jamnagar

Einmal wieder scheint ein Weisser die groesste Aktraktion der Stadt zu sein. Die Leute sind aber alle sehr nett und stimmen Hare Krishna Lieder an, wenn ich an ihnen vorbei gehe, oder begruessen mich mit einem einfachen Hare Rama, Hare!
Heute wird die Dushera gefeiert. Dieses Festival wird in Gujarat mit Taenzen bis spaet in die Nacht gefeiert. Die Strassen sind beschmueckt mit Faehnchen-Girlanden und hier und da steht eine Buehne fuer die naechtliche Performanz. Schluesslich finde ich die Hauptbuehne fuer ein paar 1000 Zuschauern. Ein Rudel junger Inder winken mir zu und bitten mich neben ihnen Platz zu nehmen. Ich scheine wohl einen unzufriedenen Eindruck ueber meine Fotos zu machen, denn einer der Maenner schlaegt mir vor mich auf die Loge zu bringen - erste Reihe! Die goldenen Logenplaetze sind sogar mit zilinderfoermigen Kissen ausgelegt!
Die mit bunten Saris verhuellten Maedchen und junge Frauen bieten die verschiedesten klassischen Folkstaenze dar. Nur leider werden die Darbietungen immer wieder mit langen Reden und Lobsagungen unterbrochen, wo jeder Einzelne, einer nach dem anderen, auf die Buehne geholt wird - noch schlimmer als die Romands! Es ist dann auch nicht sonderbar, dass de Anlass bis spaet in die Nacht dauert!

Samstag, 20. Oktober 2007

Mumbay

Nirgends ist der Kontrast von Reich und Arm so gross wie hier.
Spaet in der Nact mache ich mich auf die Suche nach einer Unterkunft, wo ich bereits ein paar gute Beispiele des hier herrschenden Elends mitkriege. Der Zimmerjunge im Hotel City Palace zeigt mir das billigste Zimmer. Wir beide und mein Ruecksack finden gerade Platz im 2 x 1.5 x 2 Meter grossen Raum und koenne mehr oder weniger gerade stehen. Die Rezeption versichert mir das dies das Zimmer fuer RS 800 (~SFR 27.-) sei.
Nach hinduistischer Auffassung ist die momentane Wahrnehmung was einem das Bewusstsein vorspielt. Da sich dies beeinflussen lassen soll, kann man folglich das Jetzt, sowie die Vergangenheit und Zukunft selbst bestimmen. Oder anders gesagt, in jedem von uns steckt Gott - was bereits Jesus gesagt! Falls ich mal schlecht gelaunt sein sollte, bitte errinnere mich an diese Saetzte!
Mit dieser Einstellung sieht das Zimmer schon viel groesser aus und der Fruehstueckstee ist auch mit drin, garantiert man mir an der Rezeption. Zurueck im Zimmer stelle ich fest, dass ich die Klimaanlage mit meinem Zimmernachbar teile. Das Geraet geht durch einen Ausschnitt in der duennen Trennwand aus Holz. Dummerweise sind die Bedienkoepfe auf der anderen Seite und ich muss mich den Schlafgewohnheiten meines Nachbars fuegen, welcher offenbar versuctht sein Leben durch temporaeres Einfrieren seines Koerpers zu verlaengern.

Freitag, 19. Oktober 2007

Panjim

Ein weitere gute Gelegenheit etwas portugisische Luft zu schnuppern. Mein Bett stammt vermutlich auch aus dieser Zeit. Die bleischwere Masse der Matraze ist in die Raender gewichen. Die Kissen scheinen aus dem selben Material zu bestehen. Und die Waende sind so duenn, dass ich die katholische Erziehungsmethoden meiner Gastfamilie, sowie die Zuneigung fuer Polka (oder was auch immer) meines Nachbarns im Detail mitkriege.
Heute will ich ein Paket nach Hause senden. Ein Mann faengt mich am Postamt ab und bringt mich zu seinem Paecklishop, wo man die Ware sorgfaeltig, nach dem aus den Zeiten des britischen Empiror stammenden Gesetztes, in ein Stueck Stoff einnaehen lassen kann. Im Laden sitzt eine Frau in Sari, welche Linien vom einten ueberdimensionalen Buch zum anderen kopiert - offenbar eine weitverbreitete Taetigkeit in Indien. Nach einer Weile findet der Mann eine verstaubte Kartonkiste zum Verpacken meiner Sachen und ich glaube bereits auf dem halbem Weg zu sein. Jedoch der Schein truegt! Zuerst muss ich noch zwei quasi identische Formulare in zweifacher Ausfuehrung vom Postamt abholen und ausfuellen. Die Frau im Sari sitzt nun da wie ein abgestellter Roboter, da ich ihr den einzigen Stift im Shop ausleihen musste. Der erste Versuch das Paket zu versenden scheitert, da die Beamtin auf eine lokale Absenderadresse besteht. Somit muss ich nochmals zurueck zum Guesthouse, um nach deren Adresse zu fragen. Nach ueber 2 ein halb Stunden kommt es schlussendich zum Erfolg.
Die Nacht ist eingebrochen, ich stehe nun auf der Promenade des Mandovi Rivers und betrachte mit grossem Interesse die Partyboote, die den Fluss auf und ab fahren. Fuer RS 150 (SFR ~5.-) kriegt man eine einstuendige Dosis extrem schlechter Musik ohne Fluchtmoeglichkeiten. Die letzte halbe Nacht hab ich jedoch mein Bett mit einer protugisischen Kakarlake geteilt - moege sie in einem besseren Leben wiedergeboren werden! Und so mache ich Kurs auf ein feines auslaendisches Bier im Hotel Venite. Auf dem Wege sehe noch bei einem Coiffeur vorbei. Als ob er von meinem schlechten Bett wuesste, beginnt er, ueber unsere Vereinbarung hinaus, meinen Kopf mit einer handvoll verschiedenen Produkten (Pulver, Haarwasser, Oele, ...) zu massieren. Er faehrt mit Hals, Nacken, Schulter und Arme fort, um anschliessend zum grossen Finale anzusetzten - eine Gehirnmassage mit einem eigens dafuer konstrurierten Vibrators. Die Innenohrbehandlung mit diesem Apparat ist jedoch ziemlich schwerzhaft auf den Trommlfellen!
Beim Zubettgehen hoere ich noch die letzten Schreie der Mutter: "Maaaark!" und versuche von der Schwerelosigkeit zu traeumen.

Mittwoch, 17. Oktober 2007

Anjuna

Jeder versucht sich hier aus dem langjaehrigen etablierten Tourismus Kapital zu schlagen. Foglich sind Guesthouses und "Homears" weitlaeufig ueber den ganzen Ort verteilt. Der Strand ist gesaeumt von unendlichen Strandbars.
Im Moment ist der Ort jedoch ausgestorben! Keine Touristen, keine Parties, keine Fullmoon-Raves, kein Sex on the beach! Schade, eine Raveparty haette ich mir gerne mal miterlebt.
Folglich galt meine groesste Begeisterung etwas ganz anderem - einem Supermarkt im Ort! Da werden unzaehlige Produkte auf Gestellen praesentiert und kann mit dem Einkaufswagen zwischen hinduch fahren. Das habe ih jetzt eine Weile nicht mehr gesehen!

Dienstag, 16. Oktober 2007

Arambol

Nach einer halbstuendigen Fahrt durch den Jungel komme ich in Arambol an. Ein Junge aus dem Dorf verfolgt mich wie ein Huendchen auf den restlichen paar Kilometern zum Strand - vermutlich in der Hoffnung Geld fuer seine Dienste zu erhalten. Da er kein Wort Englisch versteht, scheitern alle Versuche ihn abzuwimmeln.
Immer noch verfolgt von meinem unerwuenschten Begleiter erreiche ich das Touristenzentrum. Ein Auslaender kommt mir mit wippenden Schritten entgegen. Er traegt eine witzige, an den aeusseren Raendern hochgezogene Brille. Sieht aus wie ein Dauergast, denke ich mir, und erkundige mich ueber die Unterkuenfte. Endlich vom Huendchen befreit, zeigt mir Rodni, ein Iraner, seine Unterkunft auf den Cliffs, wo die Sonne gute Nacht durch die Palmen sagt. Ich kriege den Raum neben Rodni.
Der Himmel hat sich bereits rot gefaerbt. Ich eile zurueck zum Strand, um den Ort vor Dunkelheit zu erkunden. Indische Kinder spielen Cricket, Israelis werfen eine Freespe, ein Mann meditiert kniend der untergehende Sonne entgegen und ein anderer macht irgendwelche Zeitlupenbewegungen. Das ist also Goa!
Ich komme an einem Strandrestaurant vorbei und treffe wieder auf einen Mann vom Bus. Ein israelischer Veterinaer im mittleren Alter. Er sitzt an einem Tischchen mit einem indischen Boy in seinem Arm - angeblich ein alter Bekannter. Nach eine Weile nehmen die Zaertlichkeiten aber zu. Es faellt mir schwer zu sagen was bei dem indischen Haendchenhalten als normal gilt. Ich nehme mir allerdings fest vor der Sache bei naechster Gelegenheit auf den Grund zu gehen und lasse die beiden fuer sich alleine. Bei meiner weiteren Inspektion treffe ich erneut auf Rodni. Er sitzt in einem Restaurant fuer organisches Essen, welches seine Saisonseroeffnungsparty feiert. All for free! Es herrscht eine familiaere Stimmung. Kinder spielen in der Mitte von Erwachsenen von der Sorte "du bist zu alt fuer dieses T-Shirt" a la Polo Hofer und "ich moechte gerne ein Yogi sein" mit Traeger-T-Shirt und von Kopf bis Fuss kahlem Koerper. Und das Ganze mit Ambientmusik und Haschischrauch unterlegt.
Eines Morgens laufe ich Rodni wieder ueber den Weg. Er rollt gerade seinen iranischen Gebetsteppich auf seiner Veranda aus. Er sitzt mit seiner iranischen Sitar ab und erzaehlt mir, er habe waehrend Jahren als Strassenmusikant in Iran gearbeitet. Dies gilt in Iran als illegal und er wurde bereits einige Male verhaftet. Nach einer Weile macht er eine Pause mit seiner Sitar und ruestet sich eine ayurvedische Zigarette auf seiner Patanjali - scheinbar sowas wie die Yogi-Bibel. Er erzaehlt mir von seiner Freundin im Iran. Kosmische Kraefte haben die beiden von einander getrennt. Sie hat einen canadischen Pass gekriegt und migiert nach Montreal. Und auf ihn wartet eine Green Card in den U.S.
Jedoch der Hoehepunkt in Arambol war fuer mich die Jam Session im Loeki Cafe, wo sich die Alt-Hippies und nach Spiritualitaet Suchenden treffen. Jeder hat ein Instrument zur Hand, von der Rassel bis zur Gitarre, und tut vorallem eines: Das Leben in vollen Zuegen geniessen!

Donnerstag, 11. Oktober 2007

Fort Cochin

Auf dieser kleinen Insel kann man nein wenig portugiesische Luft schnuppern. Aber fuer mich sind vorallem die Kathakali-Vorfuehrungen und die Chinese Fishernets von Interesse. Das mindestens 10 mal 10 Meter grosse Fischernetz haengt an einer maechtigen Holzkonstruktion mit Gegengewichten - eine Art Schaukel. Es benoetigt die Kraefte von mindestens vier Maennern, um das im Meer versenkte Netz wieder hochzuhiefen.
Ich mache ebenfalls den langen Weg zur Pardesi Synagoge. Ein Mann mit Kaeppchen weist mich jedoch wegen meiner Bekleidung vor dem Eingang ab. Nach einer Weile geht seine Argumentation von " nur fuer das Herkunftsland uebliche Bekleidung erlaubt" nach "unpassender Farbe". Ich finde es wird jetzt eine wenig laecherlich - vorallem weil eine Touristin mit pulserhoehenden, kurzen Hosen (ich bin mir diesen Anblick nicht mehr gewohnt) direkt nehmen ihm steht. Obwohl dies ausdruecklich per Schild als verboten gilt. Ich beschuldige den Mann wegen seiner Engstirnigkeit und mache kehrt. Es gelingt ihm gerade noch mir stotternt hinterher zu rufen, dass ich den Fehler auf ihn schieben wolle. Es besteht also noch eine winzige Hoffnung fuer diesen Herrn, welcher vielleicht bei Gelegenheit die Insel fuer eine Weile verlassen sollte.

Mittwoch, 10. Oktober 2007

Munnar

Die Existenz von Teeplantagen in dieser Gegend verspricht Feuchtigkeit und Kaelte. Allerdings ist momentan die beste Jahreszeit - der Regen hat gerade aufgehoert und der Winte ist noch nicht eingekehrt.
Ich fahre mit dem Bus zur Top Station. Von hier soll man eine spektakulaere Sicht auf die Western Ghats haben. Die Fahrt fuehrt an fantastischen Teeplantagen vorbei. Der Bus hat, wie fuer Kerela ueblich, keine Fenster. Froestelnd erreiche ich den Pass und waerme mich erstmals mit ein paar heissen Chais an der Sonne auf. Motiviert vom Anblick der Berge und den Teeplantagen, entschliesse ich mich spontan der Strasse entlang nach Munnar zurueckzulaufen. Quer ueber die Huegel laufe ich durch die Teeplantagen. Die Teeplueckerinnen schneiden alle 8 bis 18 Tage die frischen Blaettern von oben ab. Die dadurch entstehende Flaeche sieht wie ein ueber die Landschaft gespannter Teppich aus. Nach einer Weile, ich laufe wieder auf der Strasse, kommt eine Strassenwalze an mir vorbei und nimmt mich bis zum naechsten Dorf mit. Die Walze ist nicht besonders schnell, aber gibt das Gefuehl einen Kindheitstraum erfuellen zu koennen. Ein Stuecken weiter haelt ein Motorradfahrer an und laed mich kopfwackelnd zur naechsten Mitfahrgelegenheit ein.
Auf halbem Weg wird's langsam etwas langweilig. Die letzten 20 Minuten waren nur Wald und der Verkehr nimmt bedeutent zu. Kurz nach dem ich den Gedanken den naechsten Bus anzuhalten gefasst hatte, kommt ein Jeep-Taxi an mir vorbei. Auf dem durchgehenden Frontsitz sitzen 5 Maenner. Im hinteren Teil befinden sich 4 Frauen mit je einem Baby, einem Mann und ich. Ein weiterer Mann, spaeter noch ein zweiter, stehen auf dem Trittbrett. Und ich bin mir sicher, es haette noch viel mehr Leute einen Platz im Jeep gefunden.
Am naechsten Tag mache ich einen weiteren, erwaehnenswaehrten Morgenspaziergang durch die Huegel der Umgebung. Zu Fuss von Munnar nach Pothanmedu. Dort nehme ich mit den Package-Touristen im Blackberry Hills (Uebernachtungspreise sind nicht in meinem Budget!) ein ordentliches Kerelastyle-Fruehstueck vom Buffet ein. Anschliessend folge ich dem Hotel eigenen Pfad runter zu den Plantagen. Entlang der zahlreichen Wege, immer etwas rechts haltend, erreiche ich Attukkad. Dann an den eher unspektakulaeren Wasserfaellen vorbei nach Pallivasal, wo die TATA-Teefabriken und ein Outletshop stehen. Alle meine Bemuehungen in die Produktionsfabrik reinzukommen enden leider alle mit einem strikten: "no permission, Sir". Zum Glueck gibt's noch das aeusserst interessante TATA-Teemuseum.

Samstag, 6. Oktober 2007

Tiruvilla

Eine Kur mit delizioesen Melonen hat mich wieder auf die Beine gebracht. Vermutlich haben mal wieder die Weissheitszaehne gedrueckt - es haellt uns nichts mehr zurueck!
Mit der Faehre durchqueren wir Kerelas Backwaters, eine komplexes Kanalsystem mit von Daemmen gesaeumten Plantagen und Fischfarmen, nach Changanassery. Mit lautstarkem Motor fahren wir an zahlreichen auf den Daemmen stehenden Gebaeuden vorbei. Shops, Schulen, Kirchen - alle in einer Reihe mit Palmen aufgestellt. Alle paar hundert Meter halten wir an einem Steg an, um Leute ein- und ausladen zu lassen. Die Fahrt hat einen starken Wiederholungscharakter und nach 3 Stunden sind wir froh das Boot wieder verlassen zu koennen.
Mit dem Bus fahren wir die restliche Strecke nach Tiruvilla. Hier soll jeden Abend eine traditionelle Kathakali im Sree Vallabha Tempel aufgefuehrt werden. Diese eindrueckliche Tanzperformanz, wobei eine Geschichte nur mit Hilfe von Zeichen, Gesten und Bewegungen erzaehlt wird, dauert normalerweise die ganze Nacht. Zur unseren grossen Enttaeuschung erfahren wir aber, dass die naechste Zeronomie erst in 5 Tagen stattfinden wird.

Alleppey

On the Road again! Nach ueber einer Woche Meerrauschen und stark eingeschraenktem Bewegungsradius (Resort - Strand - Restaurant) machen Rebacka und ich wieder auf den Weg. Nach einer 3 stuendigen Busfahrt, normalerweise ein Klacks, stranden wir in Alleppey. Der Strassenlaerm und die Bewegungen des Buses hat uns total erschoepft. Bei mir kommt noch verstopfte Nase, Kopf- und Zahnschmerzen hinzu. Die letzte Erfahrung, die ich in Indien machen moechte, ist eine Zahnarztbesuch! Beim letzten Zahncheck vor der Abreise war jedenfalls noch alles i.O. Kurzfristig hilft da nur westliche Medizin.

Freitag, 5. Oktober 2007

Varkala

Fruehstueck mit Meerrauschen, Reparaturarbeiten am Sandfort zum Schutze der strandfressenden Flut, Gegenstromschwimmen und Candlelight-Dinner mit frischem Fisch (Kingfisch, Baracuda, Butterfisch, Silversnapper, Riesenkrevetten, Tintenfisch, usw.) auf der Klippe mit Sonnenuntergang wird hier Rountine. Ein idealer Ort um seine Chakras aufzuladen.
Es herrscht tiefe Nebensaison in Varkala. Alle machen sich fit fuer die kurz bevorstehende Saison. Brechen Huetten ab und ueberbauen die gewohnene Flaeche mit teuren Resorts. Das gibt mir Spielraum fuer die Preisverhandlungen. Eine Deluxe-Huette mit Balkon und Meeresicht kriege ich fuer RS 300. In der Hochsaison wuerde ich fuer die selbe Huette RS 2500 hinblaettern. Selbst in meinem Lieblingsfischrestaurant kann ich einen 15% Rabatt auf die bereits reduzierten Nebensaisonpreisen aushandeln.
Der Ort bietet auch viele Gelegenheiten seine Gelenke und Wirbel frisch zu oelen. Ich buche eine 3 taegige Ayurvedic Deep Massage Kur - natuerlich zum reduzierten Preis! Der Masseur reibt mir literweise Oel in meinen nur mit einem Papierlendentuch bekleideten Koerper. Da anschliessende Dampfbad laesst meinen Schweiss durch die dicke Oelschicht quillen. Eine interesannte Erfahrung. Allerdings konnte der Therapeut das in Indien essenzielle Kopfwackeln nicht verbessern und ich breche die Kur ab.
Kerela - Gods own Country! Waehre ich Israeli muesste ich mir keine Sorgen machen hier wieder wegzukommen. Die haben naemlich extra eine Institution fuer das Zurueckholen von in Indien verschollenen Israelis. Und sie haetten auch ein Rehabilitierungsprogramm fuer die von Indien zurueckkehrenden Drogenabhaengigen.