Dienstag, 16. Oktober 2007

Arambol

Nach einer halbstuendigen Fahrt durch den Jungel komme ich in Arambol an. Ein Junge aus dem Dorf verfolgt mich wie ein Huendchen auf den restlichen paar Kilometern zum Strand - vermutlich in der Hoffnung Geld fuer seine Dienste zu erhalten. Da er kein Wort Englisch versteht, scheitern alle Versuche ihn abzuwimmeln.
Immer noch verfolgt von meinem unerwuenschten Begleiter erreiche ich das Touristenzentrum. Ein Auslaender kommt mir mit wippenden Schritten entgegen. Er traegt eine witzige, an den aeusseren Raendern hochgezogene Brille. Sieht aus wie ein Dauergast, denke ich mir, und erkundige mich ueber die Unterkuenfte. Endlich vom Huendchen befreit, zeigt mir Rodni, ein Iraner, seine Unterkunft auf den Cliffs, wo die Sonne gute Nacht durch die Palmen sagt. Ich kriege den Raum neben Rodni.
Der Himmel hat sich bereits rot gefaerbt. Ich eile zurueck zum Strand, um den Ort vor Dunkelheit zu erkunden. Indische Kinder spielen Cricket, Israelis werfen eine Freespe, ein Mann meditiert kniend der untergehende Sonne entgegen und ein anderer macht irgendwelche Zeitlupenbewegungen. Das ist also Goa!
Ich komme an einem Strandrestaurant vorbei und treffe wieder auf einen Mann vom Bus. Ein israelischer Veterinaer im mittleren Alter. Er sitzt an einem Tischchen mit einem indischen Boy in seinem Arm - angeblich ein alter Bekannter. Nach eine Weile nehmen die Zaertlichkeiten aber zu. Es faellt mir schwer zu sagen was bei dem indischen Haendchenhalten als normal gilt. Ich nehme mir allerdings fest vor der Sache bei naechster Gelegenheit auf den Grund zu gehen und lasse die beiden fuer sich alleine. Bei meiner weiteren Inspektion treffe ich erneut auf Rodni. Er sitzt in einem Restaurant fuer organisches Essen, welches seine Saisonseroeffnungsparty feiert. All for free! Es herrscht eine familiaere Stimmung. Kinder spielen in der Mitte von Erwachsenen von der Sorte "du bist zu alt fuer dieses T-Shirt" a la Polo Hofer und "ich moechte gerne ein Yogi sein" mit Traeger-T-Shirt und von Kopf bis Fuss kahlem Koerper. Und das Ganze mit Ambientmusik und Haschischrauch unterlegt.
Eines Morgens laufe ich Rodni wieder ueber den Weg. Er rollt gerade seinen iranischen Gebetsteppich auf seiner Veranda aus. Er sitzt mit seiner iranischen Sitar ab und erzaehlt mir, er habe waehrend Jahren als Strassenmusikant in Iran gearbeitet. Dies gilt in Iran als illegal und er wurde bereits einige Male verhaftet. Nach einer Weile macht er eine Pause mit seiner Sitar und ruestet sich eine ayurvedische Zigarette auf seiner Patanjali - scheinbar sowas wie die Yogi-Bibel. Er erzaehlt mir von seiner Freundin im Iran. Kosmische Kraefte haben die beiden von einander getrennt. Sie hat einen canadischen Pass gekriegt und migiert nach Montreal. Und auf ihn wartet eine Green Card in den U.S.
Jedoch der Hoehepunkt in Arambol war fuer mich die Jam Session im Loeki Cafe, wo sich die Alt-Hippies und nach Spiritualitaet Suchenden treffen. Jeder hat ein Instrument zur Hand, von der Rassel bis zur Gitarre, und tut vorallem eines: Das Leben in vollen Zuegen geniessen!

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