Freitag, 19. Oktober 2007

Panjim

Ein weitere gute Gelegenheit etwas portugisische Luft zu schnuppern. Mein Bett stammt vermutlich auch aus dieser Zeit. Die bleischwere Masse der Matraze ist in die Raender gewichen. Die Kissen scheinen aus dem selben Material zu bestehen. Und die Waende sind so duenn, dass ich die katholische Erziehungsmethoden meiner Gastfamilie, sowie die Zuneigung fuer Polka (oder was auch immer) meines Nachbarns im Detail mitkriege.
Heute will ich ein Paket nach Hause senden. Ein Mann faengt mich am Postamt ab und bringt mich zu seinem Paecklishop, wo man die Ware sorgfaeltig, nach dem aus den Zeiten des britischen Empiror stammenden Gesetztes, in ein Stueck Stoff einnaehen lassen kann. Im Laden sitzt eine Frau in Sari, welche Linien vom einten ueberdimensionalen Buch zum anderen kopiert - offenbar eine weitverbreitete Taetigkeit in Indien. Nach einer Weile findet der Mann eine verstaubte Kartonkiste zum Verpacken meiner Sachen und ich glaube bereits auf dem halbem Weg zu sein. Jedoch der Schein truegt! Zuerst muss ich noch zwei quasi identische Formulare in zweifacher Ausfuehrung vom Postamt abholen und ausfuellen. Die Frau im Sari sitzt nun da wie ein abgestellter Roboter, da ich ihr den einzigen Stift im Shop ausleihen musste. Der erste Versuch das Paket zu versenden scheitert, da die Beamtin auf eine lokale Absenderadresse besteht. Somit muss ich nochmals zurueck zum Guesthouse, um nach deren Adresse zu fragen. Nach ueber 2 ein halb Stunden kommt es schlussendich zum Erfolg.
Die Nacht ist eingebrochen, ich stehe nun auf der Promenade des Mandovi Rivers und betrachte mit grossem Interesse die Partyboote, die den Fluss auf und ab fahren. Fuer RS 150 (SFR ~5.-) kriegt man eine einstuendige Dosis extrem schlechter Musik ohne Fluchtmoeglichkeiten. Die letzte halbe Nacht hab ich jedoch mein Bett mit einer protugisischen Kakarlake geteilt - moege sie in einem besseren Leben wiedergeboren werden! Und so mache ich Kurs auf ein feines auslaendisches Bier im Hotel Venite. Auf dem Wege sehe noch bei einem Coiffeur vorbei. Als ob er von meinem schlechten Bett wuesste, beginnt er, ueber unsere Vereinbarung hinaus, meinen Kopf mit einer handvoll verschiedenen Produkten (Pulver, Haarwasser, Oele, ...) zu massieren. Er faehrt mit Hals, Nacken, Schulter und Arme fort, um anschliessend zum grossen Finale anzusetzten - eine Gehirnmassage mit einem eigens dafuer konstrurierten Vibrators. Die Innenohrbehandlung mit diesem Apparat ist jedoch ziemlich schwerzhaft auf den Trommlfellen!
Beim Zubettgehen hoere ich noch die letzten Schreie der Mutter: "Maaaark!" und versuche von der Schwerelosigkeit zu traeumen.

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