Mittwoch, 8. August 2007

Jaisalmer, Safari

Jaisalmer liegt in der Mitte der Thar-Wueste - der angeblich zweitgroessten Wueste der Welt. Auf einer Kamelsafari moechte ich mit Rebecka, eine Schwedin, meine ersten Erfahrungen im Reiten und dieser Art von Landschaft machen.
Hoch zu Kamel durchqueren wir die Stadt. Der Sattel ist hoch - extrem hoch - beim Gehen wird mir durch das Schwanken beinahe schwindlich. Mein Kamel heisst Jonny, ist 7 Jahre alt und manchmal etwas tollpatschig. Er scheint auch nicht viel von meinen Kommandos verstehen zu wollen und folgt vorallem seinem 15 Jahren alten Vater Jaqueli. Was mich auf keiner Weise stoert, da ich genuegend mit Reiten selbst und meinen bereits spuerbaren Reibstellen beschaeftigt bin. Das dritte Kamel, 2,5 Jahre alt, ist noch in Ausbildung. Es laesst sich nur wiedergespenstig aufsatteln und manifestiert dies stets mit lautem Rohren und heftigem Ausschlagen. Der Himmel ist bewoelkt, aber es wurde uns von ueberall versichert, dass wir viel Glueck mit dem Wetter haetten - da es nicht so heiss sei! In dieser Gegend soll es nie laenger als zwei Tage regnen und manchmal muesse man sogar 7 Jahre auf den naechsten Regenfall warten. Und der letzte Regenfall hatten wir bei unserer Ankunft in Jaisalmer miterlebt, als die ganze Wueste und Strassen mit Wasser ueberschwemmt wurde. Der Busfahrer muss auch ueberrascht gewesen sein, da am Bus keine Scheibenwischer montiert waren.
Guten Mutes verlassen wir also die Stadt, reiten durch die Wueste und kommen an kleinen Doerfern und bewaesserten Plantagen vorbei. Die Gegend ist zu meinem Erstauen um einiges gruener als ich's mir vorgestellt hatte. Ich lerne seitwaerts zu reiten, um meine Reibstellen zu entlasten, und lerne Jonny zum schnelleren Laufen sowie zum Traben zu ermuntern. Man muss die Kamele einfach zwischendurch etwas schlagen - im Prinzip wie bei kleinen Kindern! Abends erreichen wir eine Sandduene, wo wir unser Nachtlager aufschlagen. Ich liege gerade mit dem Ruecken auf dem warmen Sand und traeume vom Schlafen auf dieser kuschelig-warmen Duene, als ploetzlich ein Gewitter ueber uns einbricht. Schnell stapeln wir alles Material auf einen Haufen, decken es es mit einer Plache ab und suchen selbst darunter Unterschlupf. Das provisorische Zelt ist gerade gross genug, dass alle darunter zusammengepresst sitzen koennen. Ich sitze an einer Ecke und muss waehrend der ganzen Zeit das Zelt zusammenhalten. Wir verharren mehrere Stunden waehrend der Regen auf das Zeltdach peitscht und Blitze durch den Himmel donnern. Die beiden Fuehrer, Deena und Baba, scheinen sich aber bestens zu amuesieren. Das Zelt wird jedoch immer kleiner und ist jetzt kurz vor dem Kollabieren. Es ist jetzt morgens um 1 Uhr, inzwischen sind alle teilweise durchgenaesst, und wir koennen endlich unter der Plache hervorkriechen.
Am naechsten Morgen erwachen wir im Nieselregen. Das Wetter sieht nicht unbedingt vielversprechend aus, aber wir koennen unsere Sachen in der Nachmittagssonne zum Trocknen legen. Das gibt uns wieder Hoffnung die Safari weiterfuehren zu koennen. Ich benutze die Gelegenheit, um mich zu waschen und gehe zu einem halb ausgetrockneten Fluss. Ich stehe da keine fuenf Minuten, als schon ein Schafhirt aus dem Nichts auftaucht. Mit enormer Spannung verfolgt er, wie ich mich wasche. Offenbar sieht er zum ersten Mal einen nackten Auslaender, denke ich gerade, als eine Frau nicht weit weg von mir durchlaeuft. Sie kann es nicht lassen einen kurzen Blick auf mich zu werfen. Und ich werde mir bewusst, dass man in Indien selbst in der Wueste nie alleine ist. Abends zeigen sich wieder erneut Anzeichen eines Gewitters und wir wollen diesmal in einem Dorf Unterschlupf finden. Kurz nach dem Eindunkeln verlassen wir unser Lager und reiten durch die Dunkelheit. Kurze Zeit spaeter bricht ein schweres Gewitter ueber uns ein. Jonny faengt an sich wie ein zorniger Stier zu drehen und geht schlusslichendlich, wie die anderen Kamele, mit dem Hintern gegen den Regen zu Boden - Kamele weigern sich strickt im Regen zu arbeiten! Nicht unbedingt als Meister der Lage, aber mit etwas Stolz mich im Satteln gehalten zu haben, steige ich von meinem Kamel ab. Wir stecken mitten in der Wueste fest - durchnaesst bis auf die Unterwaesche! Mit der Plache spannen wir ein Dach und lehnen uns in der asiatischen Sitzposition gegen ein Kamel. Zum Glueck hoert der Regen bereits nach einer Stunde auf und wir koennen erneut aufbrechen. Wie muessen aber jetzt zu Fuss weitergehen, da die Kamelpfade vom Regen durchweicht sind. Nach einer weiteren Stunde erreichen wir das Dorf - zu spaet um nach Unterschlupf zu fragen. Wir stellen unser Lager in einem verlassen Haus auf. Das am Nachmittag sorgfaeltig getrockenete Material ist wieder mit Wasser durchtraenkt.
Am naechsten Morgen stelle ich fest, dass wir in einem Wartehaeusschen von einem Busstopp uebernachtet haben. Nur mir einem Chai gestaerkt reiten wir zurueck in Richtung Jaisalmer. Mein Koerper bewegt sich nun perfekt mit Jonnies Bewegungen und die Zuegel sind stets straff. Und es ist klar, dass Jonny und ich richtig dicke Freunde werden. Auch das Steuern wird immer zuverlaessiger. Mit etwas Ueberzeugung kann ich ihn sogar dazu bringen das Leittier zu ueberholen - wobei der Folge-Instinkt immer noch spuerbar praesent ist.
Bei unserer Ankunft erfahren wir, dass es in anderen Regionen Indiens zu grossen Ueberschwemmungen gekommen ist. Zudem war ein Bild von uns in der Rajasthani Zeitung mit dem Untertitel: Trotz Bewoelkung gehen Auslaender auf Kamel-Safari!

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

das Sternendach der Wüste Thar, mitten in der pechschwarzen Nacht, ist etwas vom schönsten und eindrücklichsten was ich je gesehen habe...

Anonym hat gesagt…

da kann ich frieda nur zustimmen. dafür sind die schwarzen monsterkäfer, die am nächsten morgen unter der bettdecke hervorkriechen nicht so angenehm...

Anonym hat gesagt…

elan

Kuno hat gesagt…

Wir sahen die Sterne, aber wir hatten auch noch Blitze im selben Moment! :-}

Anonym hat gesagt…

zugegeben, derer sind etwa so viele wie Sterne