Montag, 19. November 2007

Phuket

Thailands Touristendestination Nummer 1. Und dabei sollte ich nicht vergessen Patong zu erwaehnen - der Strandort, wo die jungen Thai-Dinger bei den Europaern Schlange stehen resp. auf den Schoss sitzen (dies bedeutet fuer mich ein Wandel vom Indien-Superstar zu Thailands Teenagerheld a la Take That - wobei sie's offensichtlich auf meinen Po abgesehen haben!).
Ausserhalb von Patong scheint hier aber alles friedlich und geordnet abzulaufen. Anstatt von Verkehrslaerm und Abgasen gefuellten Strassen finde ich saubere, begehbare Trottoirs vor, wo der feine Geschmack von Kokosmilch und Raeucherstaebchen in der Luft liegt. Und es zupft mir nicht immer dauernt jemand an meinem Aermel oder macht wehleidige Gesten und fragt mich nach Geld. Wenn ich die Strasse ueberquere, halten die Autos freiwillig an - glaubt'mir, es ist ein grossartiges Gefuehl sich nicht dauernt um sein eigenes Leben fuerchten zu muessen. Am Platze von aufdringlichen Hallo-Rufen und Which-Country Fragen, erhalte ich zurueckhaltende Sawadee Kha's und ein warmherziges Laecheln.
Nach fast einem halben Jahr reisen kann ich mich zum ersten Mal richtig entspannen. Thailand fuehlt sich jetzt tatsaechlich wie Ferien an! Manche moegen sich jetzt fragen, warum ich dann so viel Zeit in Indien verbracht habe!? Es ist das einmalige Reiseerlebnis in dieser fremden, nach dem Prinzip vom Kaos funktionierenden Welt. Und wenn ich mitten im Verkehrsstau stehe, sich irgendwelche Leute bei mir aufdraengen und ich gleichzeitig die letzte Abzockerei verarbeite sowie versuche meine innere Ruhe und Zufriedenheit zu bewahren, dann gehoert dies fuer mich zum unvergesslichen Erlebnis in Indien. Nebst den kleinen Unannehmlichkeiten hat Indien jedoch ein wahnsinnig breites Angebot von Strand zu den Himalayas, von Hinduismus, ueber Budhismus zum Islam, von Touristenhochburgen zu gottverlassenen Orten, von Forts zu riesen Tempelkomplexen und von Meditations- zu Musikinstrumentenkurse anzubieten. Und ohne die in Indien herrschende mystische Stimmung mit den Sadhus, den heiligen Kuehen, den zahlreichen Brauchtuemern und Zeremonien zu erwaehnen. Allerdings ein halbes Jahr ist genug und ich bin jetzt froh einwenig in Thailand relaxen zu koennen.
See you soon (ab 16. Dez.)!

Sonntag, 18. November 2007

Mumbai

Hier soll meine Indienreise zu Ende gehen. Auf meinen Kurtas haben sich in der Zwischenzeit einige Flecken gesammelt und dessen Farben haben sich schon ein paar mal gewechselt. Am Laerm und dem auf den Strassen herrschenden Chaos haette ich mich fast gewoehnen koennen. Am meisten ermuedet hat mich vermutlich die Aufmerksamkeit die man automatisch auf sich zieht. Aus irgend einem unbekannten Grund macht es die Inder unheimlich Stolz mit einem Westlichen sprechen zu koennen. Folglich versucht jeder, selbst wenn nur ein knappes Hallo in seinem Vokabular vorhanden ist, mit dir zu sprechen. Das klingt ja eigentlich ganz sympatisch. Nur das Problem liegt darin, dass a) die Leute mit genuegend Englischkenntnissen sehr rar anzustreffen sind und diese Leute oft keine Zeit fuer ein Schwaetzchen mit einem Touristen haben und b) es gibt verdammt viele Leute in Indien.
In diesem Sinne geniesse ich meine letzten Tage als Indien-Superstar. Ich habe hier in Mumbai sogar einige Angebote fuer ein Casting eines Bolywoodblasters erhalten - nur leider bin ich fuer die Dreharbeiten terminlich verhindert!
Bye, Bye - incredible India!

Donnerstag, 15. November 2007

Bhuj

Zurueck in Bhuj, dem Ausgangsort fuer's Eingeborenstamm-Gucken. In der Gegend findet man hunderte Doerfen mit verschiedenenVolksstaemmen, welche als Zentrum der Handwerkkunst-Produktion Indiens gelten. Aus Hauptattraktion gelten jedoch die fotoscheuen Stammesfrauen mit ihren bunten Saris und Koerperschmuck von Kopf bis Fuss. Als Haupttrophaee gilt ein Foto von einer Stammesfrau mit Armringen bis in die Achselhoehen und einen Nasenring ueber das Kinn hinaus, welcher aus praktischen Gruenden an einer Haarstraehne nach hinten zum Ohr gebunden wird. Die Strategien fuer die Trophaeenjagt werden unter den Touristen rege ausgetauscht. Die einten versuchen ihr Glueck in entfernten Doerfern und andere stehen im Busbahnhof von Bhuj auf der Lauer.
Rebecka und ich koennen noch keine Trophaee vorweisen. Im Dorf Kotay fanden wir mehr streundende Hunde als Einheimische vor und in Summerraser sahen wir vorallem Maenner im kuehlen Schatten herumhaengen. Ebenfalls die Tipps vom australischen Pensionaer, welcher sich bereits seit einem Monat in der Gegend herumtreibt und uns bei jedem Treffen ueber seine neusten Erfolge berichtet, helfen nicht. Zwar konnten wir schon einige schoene Exemplare in der Marktstrasse von Bhuj erblicken, aber fuer ein Foto hat's jedoch nie gereicht. Wir setzten uns also unsere letzte Chance auf Kharda, ein Dorf bekannt fuer seinen Textildruck. Bereits im Bus machen wir einen Volltreffer - drei verhuellte, vollbeschmueckte Frauen mit einem Baby setzen sich direkt neben uns. Jedoch das Fotografieren wird uns nicht gewaehrt. In Kharda besuchen wir eine Druckerei und eine Familie laed uns sogar zu einem Tee ein. Aber es sind weit und breit keine Nasenringe zu sehen - hoechstens die dafuer vorgesehen Loecher! Mit neuer Hoffnung brechen wir auf nach Ludia, Auf dem Weg treffen wir auf eine fuenfkoepfige Zigeunerfamilie. Die Familie lebt mitten in der Salzwueste von Kutch, zaehlt ein Stueck gespannter Stoff als ihr Zuhause und lebt von der Kohlenproduktion. Mit grosser Freude zeigen sie uns ihren grossen Stolz - die Bueffelkaelber ihres Nachbarns. Und schlussendlich in Ludia werden wir von einem Haus zum anderen gefuehrt und zu Teekraenzchen inklusive Vorfuehrungen ihrer Stickereien eingeladen.
Dies war ein zweifelslos interesannter Tag, jedoch die erhofften Jagttrophaeen sind ausgeblieben.

Montag, 12. November 2007

Mandvi

Mandvi ist eine kleine Hafenstadt, wo riesige Segelschiffe aus Holz immer noch von Hand gefertigt werden. Zudem ist der Ort noch nicht, wie die meisten anderen indischen Towns, vom Verkehr ueberschwemmt. Dies macht Mandvi zu einem idealen Ort, um sein Gehirn nach einem Vipassanakurs wieder langsam einzuschalten.
Rebecka und ich machen uns auf die Suche nach einem Fruehstueck. Ein hoffnungsloses Unternehmen ueberall in der Kutch Region. Die Restaurants oeffnen erst nach 11 Uhr und Nahrungsmittellaeden existieren hier nicht - somit eine grosse Herausfordung fuer mein lahmgelegtes Denkvermoegen. Die einzige Hoffnung auf Nahrung ist der Fruechte- resp. Gemuesemarkt, wo das Leben etwas frueher beginnt. Auf dem Weg dahin liegen duzende von herrenlosen, zu verschiedenen Haufen zusammengesammelter Sandalen in den Strassen herum. Es handelt sich hierbei um die Ueberreste des am Vorabend gefeierten, hinduistischen Neujahrs. Dort wo die Staende standen haben sich jetzt die Kuehe versammelt und bedienen sich vom herumliegenden Dreck was sie verdauen koennen - Papier und Plastik eingeschlossen!
Einmal mehr den Tag mit Bananen und Mandarinen gestartet, machen wir uns zu Fuss auf den Weg zum Vijay Vilas Palace, welcher bereits als Drehort fuer Lagoon und andere Bolywoodfilmen diente. Der Spaziergang beginnt angehm ueber den scheinbar endlosen Strand. Hie und da eine kleine Krebsenjagt und Rebeckas Versuch einen silbernen Aalfisch mit gefaehrlichen Beisserchen zu retten machen den Weg kurzweilig. Auf der Hoehe des Palastes muessen wir uns aber durch die mit Bueschen ueberwachsenen Duennen kaempfen. Nach einer Stunde herumirren auf den offensichtlich ziellosen Pfaden, uebersaet mit laestigen Dornen, treffen wie auf eine Zigeunerfamilie. Zuerst setzten sich die Kinder, in der Erwartung, dass wir unsere Fotokameras hervorehmen, in einen Kreis - was wir uns natuerlich nicht entnehmen lassen. Das direkte Betrachten der geknipsten Fotos macht die Fotosession zu einem Spektakel und lockt schlussendlich auch die Eltern heran. Selbst einer der Vaeter, welcher ein laufendes Kricketspiel auf seinem uralten Transistorradio verfolgt, nimmt teil.
Schlussendlich erreichen wir den eher kleinen aber eindrucksvollen Palast, wo wir dankbar eine Mitfahrgelegenheit auf einem Traktor zurueck nach Mandvi annehmen.

Freitag, 9. November 2007

Bada

Bada ist die Basis fuer das Kutch Vipassana Center, wo die vom Buddha stammende Meditationstechnik in 10, 20, 30 oder 45 Tage Kursen vermittelt wird. Ueberdies wird den Studenten Grundlages des Dhamma, die Lehre Buddhas, vermittelt. Unter den Studenten befinden sich Inder von jung bis alt, welche durch Reinigung ihres Geistes mittels intensiver Meditation der Erleuchtung einen Schritt naeher bringen wollen oder mit Hilfe von Vipassana die Huerden ihres Lebens besser meistern wollen. Die Grundvoraussetzung des Purifizierungsprozesses ist das konsequente Verhindern von neuen Eindruecken, d.H. keine Unterhaltung, keine Kommunikation, keine Beruehrungen, Essen gegen die Wand, sowie keine Suenden. Oder anders gesagt, das Leben eines Moenks mit Schweigegeluebte. Waehrend dem Tag, welcher von 4 Uhr morgends beginnt, ist man vorallem mit Meditation (10,5 Stunden taeglich) beschaeftigt. Um 21 Uhr ist Lichterloeschen. Eine typische Meditationssession beginnt mit dem Erscheinen des Lehrers, welcher den DVD-Kurs zum Laufen bringt. Nach einem letzten Huesteln beginnt die Meditation. Die Inder fuehren jedoch ungeniert das Husten, Runzen, Furzen und Ruelpsen fort. Nach einer oder 2 Stunden absolutes bewegungsloses Sitzens, beginnt der erloesende Gebetsgesang vom Guru, welcher den Entspurt der Quaelerei ansagt. Anschliessend wird einem 5 Minuten Pause gewaehrt und man beginnt mit dem Einlaufen fuer die naechste Session im viel zu kleinen Rundlauf. Manche Vipassana Erfahrene behaupten Gott resp. Geister begegnet zu sein und andere behaupten sogar seitdem mit Tieren sprechen zu koennen.

Tag 0:
Wir kommen zu spaet an und die Zeit reicht gerade noch den Rucksack in das Zimmer zu werfen, bevor die Noble Silence beginnt. Der Lehrer erklaert, dass die Baendigung des Verstandes, wie das Zaehmen eines wilden Elefanten sei. Auweija, ich habe einen Elefanten in einem Camp gesehen, welcher ueber 2 Jahre in einem kleinen Kaefig gehalten und mit Bambusstoecken (anderswo benutzen sie auch Eisenstangen) geschlagen wurde!

Tag 1:
Ich verbringe meinen ersten Tag unter grossen Schmerzen von Kopf bis Fuss. Ich probiere alles aus, aber es hilft nichts. Meine Konzentration ist ebenfalls durch die Wut ueber den Lehrer beeindraechtigt, welcher mir jegendlich eine Rueckenstuetze gewaehren will. Er meint, ich soll mich besser auf meine Nasenspitze konzentrieren.

Tag 2:
Ich suche den Lehrer auf. Entweder kriege ich einen Stuhl oder ich gebe auf. Der Lehrer empfaengt mich mit viel Liebe und Mitgefuehl, wie sie von Buddha selbst stammen koennte. Dies kann ich nur erwiddern und die Angelegenheit ist in 2 Minuten geregelt. Vermutlich meine erste wirkliche Dhamma-Lektion.

Tag 3:
Ein Helfer erwischt mich, wie ich unbeabsichtigt meditierend das Areal verlassen will. Ich beginne taeglich meine Waesche zu machen, da durch meine geschaerften Sinne alles zu stinken scheint. Ausserdem ist es eine willkommene Nebenbeschaeftigung!

Tag 4:
Ich finde mich meditierend vor einem Baum wieder - ohne dies wirklich bewusst gewesen zu sein. Ich beginne mich 4 mal am Tag zu duschen. Ausserdem finde ich heraus warum einer der Studenten immer gebueckt herumlaueft. Anfangs dachte ich, es liege vielleicht an einer Fehlhaltung. Jedoch sah ich ihn heute mit einer Taschenlampe rumlaufen und er hat offensichtlich versucht keine Instekten zu zertreten. Der selbe Mann ist zudem Verantwortlich fuer 2 blinde Studenten. Da er diese nicht beruehren darf, fuehrt er sie an einem Stoecken herum und schaut, dass alle 3 keine Ameisen zertreten. Was fuer eine Verantwortung!

Tag 5:
Die Gaertner streichen meinen Lieblingsmeditierbaum rot-weiss an. Was ich ziemlich verwirrend finde. Ich wechsle die Seite in der Kantine, um zur Abwechslung ein paar neue Flecken an der Wand anzustarren.

Tag 6:
Ein Helfer erwischt mich zum dritten Mal. Diesmal versuche ich meditierend das Frauenareal zu betreten. Ich bin jetzt halb durch den Kurs und ein Abruch kommt jetzt nicht mehr in Frage.

Tag 7:
Ich wasche meine Kleider jetzt 2 mal am Tag. Mein Kopf fuehlt sich zielich dusselig an, da ich nie wirklich aus der Meditation herauskomme.

Tag 8:
Wegen des Divali-Festes wird das Programm unverhofft von 10 auf 9 Tage gekuerzt. Irgendwie bin ich froh, da mir die Stimme des Gurus und seine Gebetsgesaenge langsam auf den Geist gehen.

Tag 9:
Endlich duerfen wir wieder sprechen und koennen unsere Erfahrungen mit den anderen Studenten austauschen. Ueberraschenderweise scheinen mir die 9 Tage schnell vorbei gegangen zu sein. Ebenfalls die anfaenglichen Befuerchtungen, die strikten Regeln nicht einhalten zu koennen, sind nie wirklich ein Problem gewesen. Vermutlich war ich zu sehr mit mir selbst beschaeftigt. Ausserdem scheint mein Verstand irgendwann abgeschaltet zu haben. Instinktiv versuche ich jetzt wieder zwei Dinge zur selben Zeit zu machen, was mich ziemlich irritiert!

Tag 10:
Es ist nicht zur Erleuchtung gekommen und somit muss ich diesen Ort in meinem Koerper wieder verlassen - was ich jetzt kaum mehr erwarten kann! Aber auf jeden Fall war es ein einmaliges Erlebnis, dass mich physisch und mental mehr beansprucht hat, als ich mir haette vorstellen koennen. Erleuchtung oder nicht, meine weisse Kleider sind deutlich weisser geworden und haben bedeutent an Leuchtkraft gewonnen.

Fuer eventuelle zukuenftige Kursteilnehmer empfehle ich genuegend Waschmittel und ein gutes, neutrales Deo mitzubringen!

Dienstag, 30. Oktober 2007

Bhuj

Kein Nachbar der seine Waesche macht, kein Fernseher, nur dezenter Verkehrs- und Tempellaerm und keiner der seine morgentliche Atemmeditationsuebungen macht und ja, ich kann sogar die Voegel zwitschern hoeren. Ein wunderbares Erwachen im City Guest House. Tagsueber bin ich vorallem beschaeftigt mit dem lieben Nichtstun und geniesse vorallem die "Stille", wie ich sie vorher nie wahrgenommen haben. Ausserdem ist mir mal wieder Rebecka ueber den Weg gelaufen und es gibt vieles zu erzaehlen. Nichtsdestotrotz, ein Besuch im geisterhaften Prag Mahal lass ich mir nicht entgehen. Der von einem Erdbeben teils zerstoerten Palast macht einen furchterregenden Eindruck. Ueberall fliegen Voegel rum und verscheissen die halbverwesten, ausgestopften, an den Waenden haengenden Jagtrophen.

Sonntag, 28. Oktober 2007

Rajkot

Rajkot ist der Geburtsort von Gandhi. Ueberdies hinaus bekommt man hier nichts besonderers zu sehen und selbst dies ist enttaeuschend.